1968
Januar
0101D: Mehrwertsteuer (BRD)
- Vor der Mehrwertsteuer haben die Unternehmer "Angst wie vor dem Tode". So beschrieb der Kölner Stahlgroßhändler Otto Wolff die Stimmung seiner Kollegen vor 50 Jahren. Der Ärger war auch deshalb groß, weil die "Mehrwertsteuerfibel", mit der das Finanzministerium über das neue Paragrafenwerk aufklärte, erst acht Wochen vor der Einführung der Steuer erschien. (WDR ZeitZeichen 2018)
0104D: Zur Sache, Schätzchen (Spielfilm)
- Zur Sache, Schätzchen ist eine deutsche Filmkomödie aus dem Jahr 1968 von May Spils. Die weibliche Hauptrolle spielte Uschi Glas, die männliche Werner Enke. Der am 4. Januar 1968 uraufgeführte Film gehörte zu den kommerziellen Erfolgen des „Jungen Deutschen Films“ und beeinflusste die Umgangssprache, unter anderem mit den Begriffen „fummeln“ und „Dumpfbacke“ sowie „tüllich“ als umgangssprachliche Kurzform von „natürlich“. In den USA lief der Film unter dem Titel Go for it, Baby.
- Jean Seberg und Jean-Paul Belmondo in "Außer Atem", das sind die Ikonen, die gemeinhin für die respektlose Coolness der europäischen 60er stehen. Aber auch das deutsche Kino hatte ein solches Paar: Werner Enke und Uschi Glas in "Zur Sache Schätzchen". (dradio.de)
0105D: Alexander Dubcek wird Erster Sekretär der Kommunistischen Partei der CSSR
- Alexander Dubcek starb 1992 bei einem Autounfall, hinter dem den manche Stimmen heute noch ein Attentat vermuten. Nur wenige Tage später hätte Dubcek in Moskau als Zeuge aussagen sollen - über die Rolle der sowjetischen Führung bei der Niederschlagung des Prager Frühlings 1968. Seine eigene Rolle dabei begann heute vor 40 Jahren, als er die Führung der Kommunistischen Partei in der CSSR übernahm. (dradio.de 2008)
- Der Prager Frühling begann im Winter. Im Januar 1968 erhielt die tschechoslowakische Reformbewegung, die einen Sozialismus mit "menschlichem Antlitz" wollte, ihre Symbolfigur: Alexander Dubček wurde zum Ersten Sekretär des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei der ČSSR gewählt. (dradio.de 2018)
0113D: At Folsom Prison
- "At Folsom Prison" ist ein Live-Album von Johnny Cash, das am 13. Januar in der Haftanstalt Folsom State Prison in Kalifornien aufgenommen wurde. Neben Cash und seiner Band Tennessee Three trat auch seine spätere Frau June Carter sowie The Carter Family auf, Gastmusiker waren Carl Perkins und die Statler Brothers. Das Album wurde 1999 auf CD wiederveröffentlicht. Diese Ausgabe beinhaltet drei Songs mehr als die Originalveröffentlichung aus dem Jahr 1968: Busted, Joe Bean und The Legend of John Henry’s Hammer. 2008 erschien das Konzert erneut in der Legacy Edition. Dabei waren auf 2 CDs beide Konzerte vom 13. Januar 1968 zu hören, die für das originale Album zusammengeschnitten worden waren (nur zwei Lieder aus der zweiten Show fanden auf der Schallplatte Verwendung). Neben zahlreichen unveröffentlichten Cash-Aufnahmen, sowohl wiederholten Stücken aus der zweiten Show als auch zwei ausgelassene Songs aus der ersten, wurde auch das Vorprogramm mit Carl Perkins und den Statler Brothers ausnahmslos übernommen. Auf einer zum Set gehörigen DVD ist außerdem ein Film über die Hintergründe des Konzertes zu sehen.
- Vor 50 Jahren besuchte der amerikanische Musiker und Schauspieler Johnny Cash 2.000 Häftlinge im Folsom State Prison im US-Bundesstaat Kalifornien. Die verurteilten Zuhörer waren ganz zahm angesichts der Show des Weltstars und seiner Freundin June Carter. Dabei spielte Cash gar nicht mal seinen allergrößten Hit. (dradio.de 2018)
0115D: Bremer Straßenbahnunruhen
- Die Bremer Straßenbahnunruhen 1968 (alternativ oft auch als Bremer Straßenbahnkrawalle oder Großer Schüleraufstand bezeichnet) dauerten vom 15. bis zum 22. Januar und richteten sich vordergründig gegen Fahrpreiserhöhungen der BSAG. Sie spiegelten jedoch zudem den Wunsch der Jugend nach mehr Selbstbestimmung sowie die Ablehnung des zu jener Zeit ausgetragenen Vietnamkrieges wider. Während der Unruhen kam es in der Bremer Innenstadt zu schweren gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen den Demonstrierenden und Polizeikräften. Letztlich wurden die Fahrpreiserhöhungen zurückgenommen. Die Bremer Straßenbahnunruhen waren Teil der bundesweiten 68er-Bewegung, die mehr Mitbestimmung und Demokratie in der Gesellschaft, den Betrieben und den Bildungseinrichtungen forderte, die gegen die autoritäre Führung eines starren Staatsapparates protestierte, die mehr und bessere Schulen und Universitäten verlangte und die den Vietnamkrieg verurteilte. Auch in Bremen fanden 1965 und 1967 studentische Demonstrationen gegen den Bildungsnotstand statt. (Artikel des Tages)
0121D: Schlacht um Khe Sanh
- Die Schlacht um Khe Sanh, auch Belagerung von Khe Sanh, fand während des Vietnamkriegs im Zeitraum vom 21. Januar bis zum 8. April 1968 zwischen Teilen des 26. und 9. Regiments des United States Marine Corps und der 304. und 325C-Division der Nordvietnamesischen Volksarmee (NVA) in Khe Sanh, Vietnam, statt. Khe Sanh (offizielle Bezeichnung: Khe Sanh Combat Base) war eine Basis der Marines in Südvietnam, unweit der laotischen Grenze in der Provinz Quảng Trị, südlich der entmilitarisierten Zone zu Nordvietnam. Neben der Tet-Offensive und der Schlacht um Hue gilt die Belagerung von Khe Sanh als eine der wichtigsten Militäroperationen während des Vietnamkriegs. Die Belagerung endete, ohne dass die Basis von den Nordvietnamesen eingenommen werden konnte. Da diese auch die größeren Verluste erlitten, gilt die Schlacht als für die amerikanische Seite siegreich.
0130D: Hitparade
- Die Bee Gees hatten ihren fulminanten Start in der Schweiz 1968, als sie gleich mit vier Titeln in unserer Hitparade vertreten waren. «Massachusetts» und «World» hören Sie in der Sendung. Die Karriere der Brüder begann aber schon viel früher. Ralph Wicki, Musikexperte, weiss wo und wann die Karriere der Brüder lanciert wurde. Und wer dahinter stand. (DRS1 Bestseller auf dem Plattenteller)
Februar
0201D: Schauspiel "Biografie: Ein Spiel" (Frisch)
- Biografie: Ein Spiel ist ein Theaterstück des Schweizer Schriftstellers Max Frisch, das 1967 entstand und am 1. Februar 1968 im Schauspielhaus Zürich uraufgeführt wurde. 1984 legte Frisch eine überarbeitete Neufassung vor. Das von Frisch als Komödie bezeichnete Stück greift eines seiner zentralen Themen auf: die Möglichkeit oder Unmöglichkeit des Menschen, seine Identität zu verändern. Mit Biografie: Ein Spiel wandte sich Frisch von der Parabelform seiner Erfolgsstücke Biedermann und die Brandstifter und Andorra ab und postulierte eine „Dramaturgie der Permutation“. Darin sollte nicht, wie im klassischen Theater, Sinn und Schicksal im Mittelpunkt stehen, sondern die Zufälligkeit von Ereignissen und die Möglichkeit ihrer Variation. Dennoch handelt Biografie: Ein Spiel gerade von der Unmöglichkeit seines Protagonisten, seinen Lebenslauf grundlegend zu verändern. Frisch empfand die Wirkung des Stücks im Nachhinein als zu fatalistisch und die Umsetzung seiner theoretischen Absichten als nicht geglückt. Obwohl das Stück 1968 als unpolitisch und nicht zeitgemäß kritisiert wurde und auch später eine geteilte Rezeption erfuhr, gehört es an deutschsprachigen Bühnen zu den häufiger aufgeführten Stücken Frischs. (Artikel des Tages)
0208D: Planet der Affen (Spielfilm)
- Eintrag in der Filmdatenbank (imdb.com)
- "Könnt ihr nicht eure dreckigen Pfoten von meinem Körper nehmen, ihr blöden Affen". Der Astronaut George Taylor, gespielt von Charlton Heston, kann es kaum glauben: Er ist auf einem Planeten gelandet, der von Affen beherrscht wird. (WDR ZeitZeichen)
0218D: Studenten demonstrieren zum Abschluss des Internationalen Vietnam-Kongresses
- Der Protest gegen das Engagement der USA im Vietnamkrieg erreichte 1968 in Deutschland seinen Höhepunkt. 12.000 Angehörige der außerparlamentarischen Opposition gingen am 18. Februar 1968 auf die Straße, um ihre Solidarität mit dem Vietcong zu demonstrieren - der Berliner Senat hatte vergeblich versucht, diese Aktion zu verhindern. (dradio.de 2008)
- 1968 erreichte der weltweite Protest gegen das Engagement der USA im Vietnamkrieg seinen Höhepunkt. Auch in Deutschland gab es Widerstand: Am 18. Februar 1968 zogen 12.000 Demonstranten durch West-Berlin. Die Demonstration verlief weitgehend friedlich. (dradio.de 2018)
März
Eli and the Thirteenth Confession (Album)
- Eli and the Thirteenth Confession ist das zweite Studioalbum der New Yorker Sängerin, Songwriterin und Pianistin Laura Nyro (1947–1997). Es erschien im März 1968 und war eines der frühen Konzeptalben der Pop-Geschichte. In den damals „Billboard Pop Albums“ genannten Billboard-Top-200 brachte es die Platte lediglich auf Platz 181, verkaufte sich im Lauf des Jahres 1968 gleichwohl in rund 125.000 Exemplaren. Sie wurde schnell zum Insidertipp, vor allem bei Musikern und Radio-DJs, und gilt auch Jahrzehnte später noch als ein Meilenstein der Popmusik. Im Jahr 2002 wurde sie in einer erweiterten Fassung als CD auf Sonys Tochterlabel Legacy wiederveröffentlicht. (Artikel des Tages)
0311D: im deutschen Bundestag wird der erste "Bericht zur Lage der Nation" vorgelegt
- Informationen zum "anderen Teil Deutschlands" liefern und einen "Beitrag zur Entspannung im innerdeutschen Raum" leisten war das Ziel der "Berichte zur Lage der Nation" bundesdeutscher Regierungschefs. 1968 wurde diese Tradition von Bundeskanzler Kurt Georg Kiesinger (CDU) im Parlament begründet. (dradio.de)
0312D: Mauritius
- Als Mauritius am 12. März von den Briten in die Unabhängigkeit entlassen wurde, zählte es zu den ärmsten Ländern der Erde. Heute ist die Tropeninsel ein verhältnismäßig wohlhabender Staat mit einer der wenigen funktionierenden Demokratien in Afrika. (dradio.de 2018)
0316D: Massaker von Mỹ Lai
- Das Massaker von Mỹ Lai war ein Kriegsverbrechen US-amerikanischer Soldaten in Südvietnam, das 1968 während des Vietnamkrieges in dem Gemeindeteil Mỹ Lai des Dorfs Sơn Mỹ, genannt My Lai 4, begangen wurde. Das Massaker an 503 Zivilisten wurde von der US-Armee zunächst vertuscht. Erst durch Recherchen des investigativen Journalisten Seymour Hersh gelangte das Geschehen an die Öffentlichkeit, wobei die Veröffentlichung der Reportage zunächst für etwa ein Jahr von sämtlichen Medien abgelehnt worden war. Hersh erhielt 1970 den Pulitzer-Preis, die Veröffentlichung hatte großen Einfluss auf die öffentliche Meinung zum Vietnamkrieg in den USA.
- My Lai wurde zum Inbegriff des Vietnamkriegs. Kaum ein anderes Ereignis Ende der 60er Jahre hat die Weltöffentlichkeit so bewegt wie das Massaker, bei dem US-Soldaten mehr als 500 vietnamesische Dorfbewohner kaltblütig ermordeten. Das Kriegsverbrechen besiegelte den moralischen Zusammenbruch der Vereinigten Staaten in Südostasien. (dradio.de 2008)
- 500 tote Zivilisten, davon 117 Kinder und 180 Frauen - vor 50 Jahren begingen amerikanische Soldaten im südvietnamesischen Dorf My Lai ein Massaker. Die Taten blieben zunächst ungesühnt. Es dauerte über ein Jahr, bis das Kriegsverbrechen bekannt wurde. (dradio.de 2018)
0324D: Aer-Lingus-Flug 712
- Aer-Lingus-Flug 712 war die Flugnummer eines Linienfluges der irischen Fluggesellschaft Aer Lingus von Cork nach London, der am 24. März 1968 aus ungeklärter Ursache mit einem Absturz endete. Bei dem Unglück wurden alle 61 Insassen getötet. In Irland wird der Absturz oft als Tragedy at Tuskar Rock (dt.: „Tragödie am Tuskar Rock“) bezeichnet.
0327D: Numerus clausus
- "Bildung für alle" war eine Maxime bundesdeutscher Nachkriegspolitik. Als tatsächlich immer mehr junge Menschen studieren wollten, führten die Universitäten am 27. März 1968 Zulassungsbeschränkungen ein. Doch mit dem Numerus clausus waren die Probleme nicht gelöst - im Gegenteil. (dradio.de 2018)
April
0402D: 2001: Odyssee im Weltraum
- Stanley Kubricks "2001: Odyssee im Weltraum" ist einer der einflussreichsten Science-Fiction-Filme überhaupt - ideenprägend für Regisseure wie Steven Spielberg und George Lucas, aber auch für Raumfahrt- und Computertechniker. Heute vor 50 Jahren wurde er in New York uraufgeführt. (dradio.de 2018)
0402D: Kaufhaus-Brandstiftungen (Frankfurt am Main)
- Die Kaufhaus-Brandstiftungen am 2. April in Frankfurt am Main waren politisch motivierte Brandstiftungen, an der die späteren Mitbegründer der Rote Armee Fraktion, Andreas Baader und Gudrun Ensslin, beteiligt waren. Zusammen mit Thorwald Proll und Horst Söhnlein legten sie nachts insgesamt drei Brände in zwei Kaufhäusern und wurden dafür zu jeweils drei Jahren Zuchthaus verurteilt. Menschen wurden nicht verletzt, der Brandschaden betrug über 1,9 Million DM (in heutiger Kaufkraft 3 Millionen Euro).
- In der Nacht des 2. April 1968 legte eine Gruppe um Andreas Baader Feuer in zwei Kaufhäusern in Frankfurt am Main. Es war ein Ausdruck des Protests der sozialistisch orientierten Studenten gegen den Konsum und die Kriegsführung im Vietnam. Nach anfänglicher Kritik, auch aus den eigenen Reihen, wurde der Brandanschlag als ein berechtigtes aufrüttelndes Zeichen gegen die Staatsmacht gewertet. (dradio.de)
0404D: Martin Luther King
- Martin Luther King (* 15. Januar 1929 in Atlanta, Georgia als Michael King Jr.; † 4. April 1968 in Memphis, Tennessee) war ein US-amerikanischer Baptistenpastor und Bürgerrechtler. Er gilt als einer der herausragenden Vertreter im Kampf gegen Unterdrückung und soziale Ungerechtigkeit; zwischen Mitte der 1950er- und Mitte der 1960er-Jahre war er der bekannteste Sprecher des Civil Rights Movement, der US-amerikanischen Bürgerrechtsbewegung der Afroamerikaner. Er propagierte den zivilen Ungehorsam als Mittel gegen die politische Praxis der Rassentrennung in den Südstaaten der USA und nahm an entsprechenden Aktionen teil. Wesentlich durch Kings Einsatz und Wirkkraft ist das Civil Rights Movement zu einer Massenbewegung geworden, die schließlich erreicht hat, dass die Rassentrennung gesetzlich aufgehoben und das uneingeschränkte Wahlrecht für die schwarze Bevölkerung der US-Südstaaten eingeführt wurde. Wegen seines Engagements für soziale Gerechtigkeit erhielt er 1964 den Friedensnobelpreis. Am 4. April 1968 wurde King bei einem Attentat erschossen. (Artikel des Tages)
- Anführer des gewaltfreien Kampfes gegen die Rassendiskriminierung in den USA und Hoffnungsträger für Millionen Schwarze: Martin Luther King predigte den zivilen Ungehorsam, überlebte drei Bombenattentate und landete mehr als 30 Mal im Gefängnis. Vor 50 Jahren wurde er von einem weißen Rassenfanatiker erschossen. (dradio.de 2018)
- Am Abend des 04.04.1968 tötet eine Kugel den farbigen Bürgerrechtler und Baptistenpastor Dr. Martin Luther King jr. (*15.01.1929) auf dem Balkon eines Hauses in Memphis, Tennessee. (aref.de 2013)
0409D: zweite Verfassung der DDR
- 1968 bekam die DDR eine neue Verfassung, die zweite seit der Staatsgründung 1949. Mit Werbung und einer Volksabstimmung wollte sich die SED die nötige Zustimmung besorgen. Denn anders als 1949 wurden nun der Sozialismus und die führende Rolle der SED in der Verfassung verankert. (dradio.de 2018)
0411D: Attentat auf Studentenführer Rudi Dutschke
- "Normalerweise fahre ich nicht allein rum. Es kann natürlich irgendein Neurotiker oder Wahnsinniger mal 'ne Kurzschlusshandlung durchführen", antwortet Rudi Dutschke am Morgen des 11. April 1968 in Berlin auf die Frage eines Radio-Reporters, ob er sich bedroht fühle. (WDR ZeitZeichen 2018)
- Im Jahr 1968 war Rudi Dutschke ein vielgesuchter Mann. Nachts machten Taxifahrer Jagd auf den Sprecher des Sozialistischen Deutschen Studentenbundes, und die Springer-Presse rief dazu auf, der Polizei solle man nicht die Drecksarbeit überlassen. Ein Ruf, dem im April 1968 Josef Erwin Bachmann folgte. (dradio.de 2008)
- "Du dreckiges Kommunistenschwein", rief Josef Bachmann, bevor er auf Rudi Dutschke zielte. Zwei Kugeln trafen den Studentenführer in den Kopf. Das Attentat ereignete sich am 11. April vor 50 Jahren. Für Berliner Studenten trugen auch Hetzkampagnen der Boulevard-Zeitungen eine große Mitverantwortung an den Schüssen. (dradio.de 2018)
- Ein 23-jähriger Malergeselle schießt den Studenten Rudi Dutschke, den Kopf der APO, der "außerparlamentarischen Opposition", auf offener Straße nieder. Es kommt bundesweit zu Demonstrationen. Sie richten sich vor allem gegen den Springer-Verlag, der wegen seiner Hetze in «Bild» mitverantwortlich gemacht wird. Nachdem im Vorjahr (1967) der Student Benno Ohnesorg von einem Polizisten erschossen wurde, bringt dieser Mordanschlag das Fass zum Überlaufen. (aref.de 2008)
0416D: Hitparade
- Manfred Mann kam als junger Musiker anfangs der 60er Jahre nach England. Dort startete er eine erfolgreiche Karriere, in deren Verlauf er immer wieder gerne Songs von anderen Künstlern gecovert hat. Besonders gern nahm er sich dabei Songs von Bob Dylan vor und mehr als einmal hatte er damit mehr Erfolg als der Komponist selber. Mit «Mighty Quinn» stand er im April 1968 auf Platz 3 der Schweizer Single Hitparade. in den Bestsellern auf DRS 1 erklärt Ralph Wicki, wie es zu dieser Coverversion kam und was Bob Dylan selber dazu meinte. Besser klassiert als Manfred Mann waren damals Tom Jones mit «Delilah» auf Platz 2 und die Beatles mit «Lady Madonna» auf Platz 1. (DRS1 Bestseller auf dem Plattenteller)
0429D: Hair
- Im Sommer 1967 strömten die Blumenkinder nach San Francisco. Ihre Träume von Liebe und Frieden mischten sich ein Jahr später bereits mit dem Albtraum Vietnam. Das Musical "Hair" setzte am 29. April 1968 einen Schlusspunkt hinter die Ära der Sorglosigkeit. (dradio.de 2008)
- Bunte Klamotten, Räucherstäbchen, freie Liebe: Das Rock-Musical "Hair" feierte die Aufbruchsstimmung und den Protestwillen der Hippies, die in den 1960er-Jahren massenhaft einen alternativen Lebensstil praktizierten. Am 29. April 1968 wurde es am Broadway in New York uraufgeführt. (dradio.de 2018)
- Vor 50 Jahren hatte «Hair» am Broadway in New York Premiere. Das Musical über eine Gruppe von Hippies, die gegen den Vietnamkrieg protestieren, war etwas völlig Neues in der Musicalwelt: rockig, politisch - und es sorgte für einen Skandal: Nackte auf der Bühne. Zuvor waren Musicals meist apolitische Liebesgeschichten. 1968 brachte «Hair» dann den Zeitgeist der Jugendkultur auf die Bühne: die freie Sexualität, die Überwindung der Rassentrennung, den Drogenkonsum und den Protest gegen den Vietnamkrieg. In der «Zeitblende» analysiert die Kulturwissenschaftlerin Elisabeth Bronfen von der Universität Zürich, was «Hair» so erfolgreich machte und weshalb es bis heute gespielt wird. (SRF Zeitblende 2018)
Mai
0503D: Mai 1968
- Der Mai 1968 (auch Pariser Mai) stand im Zentrum der 68er-Bewegung in Frankreich. Am 3. Mai 1968 besetzten politisch linksstehende Studenten die Räume der Universität Sorbonne, nachdem eine Versammlung in der Universität verboten worden war. Dort sollte gegen die Schließung der Universität von Nanterre am Morgen desselben Tages protestiert werden. Bei der am Nachmittag durchgeführten Räumung setzte die Polizei Tränengas ein, 200 Studenten wurden festgenommen und abtransportiert. Daraufhin begannen heftige Unruhen im Quartier Latin. Einige Tausend Demonstranten lieferten sich Straßenschlachten mit der zunehmend überforderten Polizei. Die Unruhen führten zu einem wochenlangen Generalstreik, der das ganze Land lahmlegte. Langfristig zog diese Revolte kulturelle, politische und ökonomische Reformen in Frankreich nach sich. (Artikel des Tages)
- Im Frühjahr 1968 wurde die Jugend Frankreichs scheinbar über Nacht vom revolutionären Fieber gepackt. Am 3. Mai des Jahres eskalierte der Protest, als die Polizei in Paris brutal gegen die Besetzer der Universität Sorbonne vorging. (dradio.de 2008)
- Eigentlich studierte der heutige Politiker und Publizist 1968 in einem Pariser Vorort Soziologie. Doch am 3. Mai wählte Daniel Cohn-Bendit die Sorbonne als symbolträchtigen Ort für eine Studentenrevolte. Die Gewalt eskalierte, der universitätsinterne Konflikt weitete sich durch das brutale Einschreiten der Polizei aus zum nationalen Drama. (dradio.de 2018)
0510D: Pflanzenschutzgesetz wird verkündet
- In der Geschichte des Umgangs mit chemischen Schädlingsbekämpfungsmittel haben die negativen Auswirkungen auf Menschen, Tiere und die Umwelt lange Zeit so gut wie gar keine Rolle gespielt. Erst heute vor 50 Jahren wurde mit dem Pflanzenschutzgesetz ein obligatorisches Zulassungsverfahren für derartige Stoffe eingeführt. (WDR ZeitZeichen 2018)
0511D: mehrere 10.000 Demonstranten protestieren gegen die Notstandsgesetze
- Bei Grundrechten wie Freizügigkeit und Vereinigungsfreiheit sollte der Notstandsfall Einschränkungen erlauben, die Bundeswehr sollte auch im Inneren eingesetzt werden können: Die sogenannten Notstandsgesetze waren die spektakulärste und umstrittenste Aktion der Großen Koalition aus CDU/CSU und SPD in den 60er Jahren. Weil sie sich von keiner parlamentarischen Opposition vertreten sahen, versammelten sich am 11. Mai 1968 mehr als 10.000 Demonstranten zu einem Sternmarsch auf die damalige Hauptstadt Bonn. (dradio.de)
0529D: Matthias Lackas
- Matthias Lackas (* 28. November 1905 in Merzig an der Saar; † 29. Mai 1968 in München) war ein deutscher Buchhändler, Verlagsvertreter, während des Zweiten Weltkriegs zeitweiliger Geschäftsführer der Versandbuchhandlung Arnold (ein Tochterunternehmen des ehemaligen Ullstein Konzerns) und in dieser Position sowie als nachmaliger Mitarbeiter im Deutschen Archiv Verlag zentral in den Korruptionsskandal verwickelt, in den 1943/44 Heeres- und Luftwaffenstellen hineingezogen wurden. Nach dem Krieg machte er eine zweite Karriere als erfolgreicher Verleger. Sein 1949 gegründeter Perlen-Verlag, Marbach am Neckar, dann München, erzielte mit dem von Karlheinz Graudenz unter Mitarbeit von Erica Pappritz verfassten Buch der Etikette einen der größten Geschäftserfolge der 1950er und 1960er Jahre. Das Unternehmen besteht, 1963 mit Gewinn verkauft und umfirmiert, heute als Südwest-Verlag fort. Lackas unterhielt daneben eine eigene Buchgemeinschaft, die er mit großem geschäftlichem Erfolg Mitte der 1950er Jahre im Bertelsmann Lesering aufgehen ließ. Seiner Gründung verdankt sich schließlich die Matthias Lackas-Stiftung, die sich heute in der Krebsforschung engagiert. (Artikel des Tages)
0530D: Deutsche Notstandsgesetze
- Als der Bundestag vor 50 Jahren die Notstandsgesetze beschloss, ging damit die bis dahin größte Protestwelle in der Geschichte der Bundesrepublik zu Ende. Die Gesetze wurden bis heute nicht angewendet, aber der Streit über sie hat die Republik verändert. (WDR ZeitZeichen 2018)
- 1968 wäre ohne den Kampf der außerparlamentarischen Opposition gegen die Notstandsgesetze nicht geworden, was es wurde. Am 30. Mai 1968 beschloss der Deutsche Bundestag das umstrittene Gesetzeswerk, von dem bis heute kein Gebrauch gemacht wurde. Es beinhaltete die Möglichkeit, die Bundeswehr gegen Aufständische im Inneren einzusetzen, Telefone abzuhören und ein Notparlament zu installieren. (dradio.de 2008)
- Nach den schlechten Erfahrungen mit den Notverordnungen der Weimarer Republik schlug der Großen Koalition unter Kiesinger (CDU) und Brandt (SPD) heftiges Misstrauen entgegen, als sie in das Grundgesetz Bestimmungen einer Notstandsverfassung einfügen wollte. Am 30. Mai 1968 stimmte der Bundestag den Notstandsgesetzen zu. (dradio.de 2018)
Juni
0602D: Die Feuer der Stunde (Spielfilm)
- "Die Feuer der Stunde" von Fernando Solanas war die erste revolutionäre, filmische Antwort auf die sich ausbreitenden Diktaturen in Lateinamerika. Durch seine originäre Form als Essay, Dokument und Agitation veränderte er das politische Kino des Kontinents. Er wurde in 70 Ländern gezeigt und erhielt zahlreiche Preise. (dradio.de 2018)
0605D: Attentat auf Robert Kennedy
- An Robert Kennedy erinnert man sich vor allem wegen seines fulminanten Kampfs um die Präsidentschaftskandidatur der Demokraten 1968. Wo er auftrat, jubelten die Menschen. Plötzlich, für einen kurzen historischen Moment, schien es, als ob so etwas wie Versöhnung möglich sein könnte: Zwischen schwarz und weiß, alt und jung, arm und reich, Konservativen und Liberalen. (WDR ZeitZeichen 2018)
- Nur fünf Jahre nach dem Mord an seinem Bruder John F. Kennedy wurde der demokratische Präsidentschaftsbewerber Robert Kennedy am 5. Juni 1968 bei einem Attentat tödlich verletzt. Mit ihm wurden auch die Hoffnungen auf ein Ende des Vietnamkrieges zu Grabe getragen. (dradio.de 2018)
0610D: Italien wird erster Fußball-Europameister
- Als 13. Fußball-Europameisterschaft wird die EM 2008 offiziell gezählt. Doch ganz korrekt ist das nicht. Denn die beiden ersten Turniere Anfang der 60er Jahre galten lediglich als Pokalspiele. Erst 1968 wurde der "Europacup der Nationen" zur "Europameisterschaft". Für die deutschen Fans war 1968 eine Blamage: Deutschland schied bereits in der Vorrunde aus. Erster Fußball-Europameister wurde Gastgeber Italien. (dradio.de)
0612D: Erster Giro-Titel für Eddy Merckx
- Seine große Leidenschaft waren die schnurrenden Velos: Alles, was es im Radsport zu gewinnen gab, hat Eddy Merckx gewonnen. Unbändiger Siegeswille und aufreibender Fahrstil brachten ihm den Namen "Kannibale" ein. Mit dem Sieg beim Giro d’Italia 1968 nahm seine sportliche Karriere richtig Fahrt auf. (dradio.de 2018)
0618D: Alkoholismus als Krankheit anerkannt
- Der Obdachlose, der tagtäglich gegen die Kälte antrinkt. Die Sekretärin, die es ohne Sekt und Likör gar nicht zur Arbeit schafft. Der Professor, der jeden Abend drei Flaschen Wein leert: Alkoholismus hat viele Gesichter. Betroffen sind in Deutschland mindestens 1,3 Millionen Menschen. (WDR ZeitZeichen 2018)
0619D: Baubeginn des Hamburger Elbtunnels
- Es ist ein Bauwerk der Superlative: 3325 m lang, 27 m unter der Elbe und die mächtigste Unterwasserstraße der Welt. Eine ingenieurtechnische Meisterleistung. Acht fußballfeldgroße Betonteile wurde vorfertigt, dorthin geschleppt und unter Wasser zusammenmontiert. (WDR ZeitZeichen 2018)
0620D: Protest gegen die Sprengung der Leipziger Paulinerkirche
- Vor 50 Jahren protestierten Physiker gegen die Sprengung der Leipziger Universitätskirche St. Pauli, auch Paulinerkirche genannt. Drei Wochen zuvor, am 30. Mai 1968, war sie den Plänen sozialistischer Stadtplaner zum Opfer gefallen. (dradio.de 2018)
0627D: Manifest der 2000 Worte
- 7.000 Panzer für 2.000 Worte, was für ein gigantisches Geschäft: Dieser bittere Witz kursierte 1968 in der Tschechoslowakei nach dem Einmarsch der Warschauer-Pakt-Staaten. Er bezieht sich auf ein Manifest des Schriftstellers Ludvík Vaculíks im Prager Frühling. Heute vor 50 Jahren ist es erschienen. (dradio.de 2018)
0629D: Midsummer High Weekend
- 15.000 Menschen waren am 29. Juni 1968 bei schönstem Sommerwetter gekommen, um Bands wie Tyrannosaurus Rex, Jethro Tull und Pink Floyd zu sehen. Über dem ersten kostenlosen Rockkonzert im Londoner Hyde Park schwebte ein Hauch von Anarchie. Doch mit viel Flowerpower ging alles reibungslos über die Bühne. (dradio.de 2018)
Juli
0701D: Atomwaffensperrvertrag
- Der Atomwaffensperrvertrag oder Vertrag über die Nichtverbreitung von Kernwaffen (NVV bzw. englisch Treaty on the Non-Proliferation of Nuclear Weapons, kurz Non-Proliferation Treaty oder NPT) ist ein internationaler Vertrag, der das Verbot der Verbreitung und die Verpflichtung zur Abrüstung von Kernwaffen sowie das Recht auf die „friedliche Nutzung“ der Kernenergie zum Gegenstand hat. Der Atomwaffensperrvertrag wurde von den fünf Atommächten Russland, USA, Frankreich, Volksrepublik China und Großbritannien initiiert und mittlerweile von 190 Staaten unterzeichnet bzw. ratifiziert. Von vier Nationen, die nicht Mitglied des Atomwaffensperrvertrages sind, wird der Besitz von Atomwaffen angenommen: Indien, Israel, Nordkorea und Pakistan. Nordkorea zog seine Zustimmung zum Vertrag im Jahre 2003 zurück.
- Elektronen, die den Atomkern umschwirren wie die Planeten die Sonne - dieses Modell prägt noch heute das Bild vom Aufbau des Atoms. Vorgestellt wurde es heute vor 100 Jahren vom dänischen Physiker Niels Bohr. Sein Atommodell revolutionierte die damalige Wissenschaft. (dradio.de)
0702D: Hitparade
- Louis Armstrong. Viele kennen seinen Klassiker «What A Wonderful World», mit dem er 1968 für sechs Wochen in der Schweizer Hitparade verweilte. Louis Armstrong galt als Synonym für Jazz. Als bedeutendster Trompeter dieser Sparte unterhielt er schon vor 60 Jahren die Massen. So wie es heute etwa Rock- und Popstars tun. 1956 spielte Louis Armstrong zum Beispiel vor 100‘000 Menschen in Ghana. Und er schaffte es auch, die Beatles und die Rolling Stones wochenlang von Platz 1 der Hitparaden zu verdrängen. (DRS1 Bestseller auf dem Plattenteller)
0717D: Yellow Submarine (Spielfilm)
- Eintrag in der Filmdatenbank (imdb.com)
- Viele hatten ein braves Pop-Märchen in lieblicher Walt-Disney-Manier erwartet. Stattdessen feierten Kritik und Publikum den Beatles-Zeichentrickfilm als musikalisch bombastisches und farbliches Wunderwerk. Am 17. Juli 1968 fand die Premiere von "Yellow Submarine" in London statt. (dradio.de 2018)
0719D: Jónas frá Hriflu
- Jónas frá Hriflu (* 1. Mai 1885 als Jónas Jónsson auf dem Hof Hrifla im Bezirk Suður-Þingeyjarsýsla; † 19. Juli 1968 in Reykjavík) war ein isländischer Lehrer, Journalist, Autor und Politiker. Er war während Jahrzehnten einer der einflussreichsten Politiker Islands und beteiligte sich um 1916 sowohl an der Gründung der Fortschrittspartei (bäuerliche Mitte) als auch der Sozialdemokratischen Partei Islands. 1918 beschloss der Vorstand des isländischen Genossenschaftsverbandes, eine „Genossenschaftsschule“ für seine Mitglieder einzurichten. Sie wurde 1919 in Reykjavík eröffnet, mit Jónas frá Hriflu als erstem Rektor. Er hatte dieses Amt bis 1927 und erneut von 1932 bis 1955 inne. Von 1927 bis 1932 war er Justiz- und Religionsminister und von 1934 bis 1944 Vorsitzender der Fortschrittspartei. Die von ihm verfasste „Isländische Geschichte für Kinder“ wurde lange als Lehrmittel an isländischen Schulen verwendet und prägte das Geschichtsbild von Generationen von Isländern. Von ihm gegründete oder geprägte Organisationen und Parteien spielen im gesellschaftlichen und politischen Leben Islands nach wie vor eine bedeutende Rolle. Sowohl die Fortschrittspartei als auch die Sozialdemokratische Partei bzw. deren Nachfolgepartei Allianz waren häufig in isländischen Regierungen vertreten. (Artikel des Tages)
August
0803D: Als der portugiesische Diktator Salazar vom Stuhl fiel
- 40 Jahre lang regierte der portugiesische Diktator António Oliveira de Salazar sein Land, von 1928 und 1968. Sein Ende kam auf überraschende und kuriose Weise. (dradio.de 2018)
0804D: Als in China die Mango-Manie begann
- Am 4. August 1968 erhielt Mao Zedong eine Kiste Mangos vom pakistanischen Außenminister als Gastgeschenk. Als er sie kurz darauf ans Volk verschenkte, ergriff China eine gigantische Mango-Hysterie. Es entwickelte sich eine ganze Industrie rund um Mangos. (dradio.de 2018)
0806D: Bundesverwaltungsgericht urteilt über Gewissensentscheidung bei Kriegsdienstverweigerung
- Es war ein kleiner Etappensieg für Wehrdienstverweigerer: Nach einem Urteil des Bundesverwaltungsgerichts in West-Berlin war eine gegen den Krieg gerichtete grundsätzliche politische Überzeugung als die im Grundgesetz geforderte Gewissensentscheidung anzuerkennen. (WDR ZeitZeichen 2018)
0806D: Hitparade
- Neben den Beatles waren die Stones wohl die wichtigste Band der 1960er. Die Beatles haben sich 1970 getrennt, die Stones gibt es im mittlerweile seit einem halben Jahrhundert und sie sind erfolgreicher denn je. Ralph Wicki, unser Musikexperte, sagt, „Jumpin Jack Flash von 1968 sei eine der wichtigsten Aufnahmen der Rolling Stones. (DRS1 Bestseller auf dem Plattenteller 2014)
0820D: Sowjetischer Einmarsches in die Tschechoslowakei
- Demokratisch, sozial gerecht und modern - so stellten sich 1968 die führenden Kommunisten der Tschechoslowakei die Zukunft ihres Landes vor. Doch am späten Abend des 20. August landete auf dem Prager Flughafen eine sowjetische Militärmaschine. Luftlandeeinheiten besetzten den Tower und die Abfertigungshalle. Es war der Beginn der präzise geplanten militärischen Besetzung der CSSR. (WDR ZeitZeichen 2018)
- In den Abendstunden des 20. August 1968 landeten die ersten sowjetischen Militärmaschinen auf dem Prager Flughafen. Die Truppen des Warschauer Paktes beendeten gewaltsam den sogenannten Prager Frühling - den Versuch der Kommunistischen Partei der CSSR, einen "Sozialismus mit menschlichem Antlitz" aufzubauen. (Deutschlandradio Kalenderblatt 2013)
- In den späten Abendstunden marschieren Truppen aus der Sowjetunion, Polen, Bulgarien, Ungarn und der DDR*) in die verbündete Tschechoslowakei (CSSR) ein. Panzer rollen durch Prag und Bratislava. (aref.de)
- Emil Gallo blickt direkt in das Kanonenrohr des Panzers. Er reißt sein Hemd auf, schreit: "Tötet mich, wenn ihr wollt. Meine Freiheit könnt ihr mir nicht nehmen!" Es ist der 21. August: Truppen des Warschauer Paktes marschieren in die Tschechoslowakei ein. Sie beenden brutal den "Prager Frühling" - das Experiment eines Sozialismus "mit menschlichem Antlitz" unter Alexander Dubcek. Seit April gab es friedliche Demonstrationen gegen die Besatzer aus der Sowjetunion und ihre Verbündeten. Jetzt finden 50 Menschen den Tod. Der Slowake Gallo überlebt. Durch die unblutige "Samtene Revolution" erhält die Demokratie 1989 eine neue Chance - mit Vaclav Havel. (youtube.com: 100 Jahre)
0821D: Als der Prager Frühling niedergeschlagen wurde
- Die Demokratisierungs- und Liberalisierungsversuche in der Tschechoslowakei gingen als Prager Frühling in die Geschichte ein. Doch bereits nach acht Monaten war damit wieder Schluss. Mit Waffengewalt beendeten die Sowjetunion und ihre Satellitenstaaten am 21. August 1968 das reformkommunistische Experiment. (dradio.de 2018)
0824D: Frankreich zündet seine erste Wasserbombe im Südpazifik
- Als die USA am 6. August 1945 die Atombombe auf Hiroshima abwarfen, war der Beginn des nuklearen Zeitalters markiert. Danach begann ein atomares Wettrüsten, das im Bau der Wasserstoffbombe gipfelte, der mit Abstand gewaltigsten Kernwaffe. Doch nicht nur Amerikaner und Sowjets entwickelten die nukleare Superbombe, auch kleinere Nationen eiferten den Großmächten nach. Darunter auch Frankreich. Heute vor 40 Jahren wurde auf Befehl von Staatspräsident Charles de Gaulles die erste französische Wasserstoffbombe gezündet. (dradio.de)
September
0903D Hitparade
- Tom Jones feierte im Juni 2011 seinen 71. Geburtstag - aber noch immer ist er kein bisschen müde. Seine Haare sind dünner und weisser geworden. Geblieben sind sein Playboy-Image und sein Übername «Tiger». Und 200 Konzerte im Jahr sind weiterhin keine Seltenheit, wenn er auf Tour ist. Was spornt Tom Jones an, weiterhin neue Platten aufzunehmen? Was treibt ihn an, in seinem Alter immer noch die Strapazen einer Tour auf sich zu nehmen? (DRS1 Bestseller auf dem Plattenteller)
0906D: Deutsche Erstaufführung des Films "Die Reifeprüfung"
- "I want my future to be … different." College-Absolvent Benjamin Braddock reist nach erfolgreicher Abschlussprüfung zurück zu seinen Eltern. Der berühmte Vorspann des Films zeigt bereits sein ganzes Dilemma: Wir sehen Benjamin lange auf dem Laufband des Flughafens, mit ratlosem, fast verzweifeltem Gesicht. Und das soll daheim in der Spießerhölle nicht besser werden. (WDR ZeitZeichen 2018)
- Als „Die Reifeprüfung“ in die Kinos kam, war die Empörung groß. Der ziellose Collegeabsolvent Benjamin beginnt eine Affäre mit der älteren Mrs. Robinson – damals ein Tabubruch. Mike Nichols‘ Gesellschaftssatire prangerte aber nicht nur prüde Moralvorstellungen an, sondern war auch Vorreiter des Coming-of-Age-Films. (dradio.de 2018)
0913D: Ein Tomatenwurf als „Funke im Pulverfass“
- In die Geschichte der 68er-Bewegung sind Tomaten als Wurfgeschosse eingegangen. Auf der Delegiertenkonferenz des Sozialistischen Studentenbundes flogen sie in Richtung des Vorstandes. Damit wollte die Studentin Sigrid Rüger eine Diskussion über die Frauenfrage erzwingen. (dradio.de 2018)
0915D: Neue Nationalgalerie
- Um im Westen der geteilten Stadt Kunst des 20. Jahrhunderts auszustellen, plante der Berliner Senat Anfang der 1960er-Jahre eine Neue Nationalgalerie. Der Auftrag ging an den Architekten Ludwig Mies van der Rohe. Am 15. September eröffnete der damalige Regierende Bürgermeister Klaus Schütz den Neubau. (dradio.de 2018)
0919D: The Who beginnen mit Aufnahmen zu „Tommy“
- Nach einer kurzen, steilen Popkarriere waren The Who plötzlich an einem Scheideweg angelangt und zudem fast pleite. Eine große neue Idee musste her. Mit nur 23 Jahren schrieb The-Who-Gitarrist Pete Townshend die Rockoper „Tommy“ – und erreichte damit den Durchbruch der Band in den USA. (dradio.de 2018)
0926D: Deutsche Kommunistische Partei DKP
- Die alte deutsche KPD wurde 1956 in der Bundesrepublik verboten. Doch Ende der 60er Jahre drehte sich politisch auch in Westdeutschland der Wind. Entspannung zwischen Ost und West kündigte sich an. Alle Länder Westeuropas hatten eine legale kommunistische Partei. Also signalisierte die Politik, dass sie eine kommunistische Neugründung nicht vor das Bundesverfassungsgericht bringen würde. (dradio.de 2018)
0928D: der Beatles-Song "Hey Jude" setzt an die Spitze der Charts
- Die Beatles waren und sie sind - auch mehr als 38 Jahre nach ihrer Auflösung - eine der erfolgreichsten Bands der Welt. Mit Songs wie "Love Me Do" und "Please, Please Me" begann 1962 die Karriere der vier Pilzköpfe. Doch es sollte noch sechs Jahre dauern bis zu ihrem größten Erfolg. Im August des Jahres 1968 wurde die Single "Hey Jude" veröffentlicht - eine reine Paul McCartney-Komposition und mit einem 36-köpfigen Orchester eingespielt. Der Song wurde zur erfolgreichsten Single der Beatles überhaupt und erreichte am 28. September 1968 Platz 1 der Hitparaden. (dradio.de 2008)
Oktober
1002D: Massaker von Tlatelolco
- Das Massaker von Tlatelolco wurde am 2. Oktober, auf dem Höhepunkt der Studentenproteste, von der „Batallón Olimpia“ an rund 250 Studenten in dem Stadtteil Tlatelolco in Mexiko-Stadt verübt.
- Die Olympischen Spiele in Mexiko stehen bevor. Die autoritäre Regierung des Landes will dabei keine störenden Studentenproteste und verstärkt die Repression. Zehn Tage vor Beginn der Spiele eskaliert die Lage: Mindestens 300 Menschen sterben am 2. September beim Massaker von Tlatelolco, als die Staatsorgane das Feuer auf friedliche Demonstranten eröffnen. (dradio.de 2008)
1005D: In Nordirland beginnt der Bürgerkrieg zwischen Katholiken und Protestanten
- Der Frieden in Nordirland scheint zu halten, nach Jahrzehnten blutigen Bürgerkrieges. Als Auftakt der "troubles", als Beginn der gewaltsamen Eskalation des Konfliktes zwischen Katholiken und Protestanten gilt der 5. Oktober 1968. Heute vor 40 Jahren wurde eine Demonstration in der nordirischen Stadt Derry von der Polizei niedergeknüppelt. (dradio.de 2008)
1012D: XIX. Olympische Sommerspiele
- Die Olympischen Sommerspiele 1968 (offiziell Spiele der XIX. Olympiade genannt) fanden vom 12. bis zum 27. Oktober 1968 in Mexiko-Stadt statt. Die mexikanische Hauptstadt setzte sich auf der 61. IOC-Session in Baden-Baden gegen die Mitbewerber Detroit, Lyon und Buenos Aires durch. An den Spielen nahmen 5516 Athleten (4735 Männer und 781 Frauen) aus 112 Nationen teil. Erfolgreichste Nation waren die Vereinigten Staaten von Amerika vor der UdSSR und Japan. Die erfolgreichsten Sportler waren die tschechoslowakische Turnerin Věra Čáslavská mit vier Gold- und zwei Silbermedaillen und der japanische Turner Akinori Nakayama mit vier Gold- und einer Silbermedaille. Die Olympischen Sommerspiele 1968 markierten einen Höhepunkt der olympischen Leichtathletikwettbewerbe, bei denen 17 Weltrekorde aufgestellt wurden. Herausragend war dabei vor allem Bob Beamons Weitsprung-Weltrekord, der als „Sprung ins nächste Jahrhundert“ bezeichnet wurde und heute noch immer olympischer Rekord ist. (Artikel des Tages)
- Es waren olympische Spiele der sportlichen Superlative im Zeichen politischer Krisen. Die Welt erlebte den Weitsprung von Bob Beamon, der mit 8,90 Meter noch heute den olympischen Rekord hält. (WDR ZeitZeichen 2018)
1020D: US-Präsidentenwitwe "Jackie" Kennedy heiratet den griechischen Reeder Onassis
- Die amerikanische Öffentlichkeit war entsetzt, als Jacqueline Kennedy ankündigte, den griechischen Reeder Aristoteles Onassis heiraten zu wollen. Schließlich war "Jackie" die Witwe des verstorbenen Präsidenten. Und Onassis war 23 Jahre älter und sah nicht gerade vorteilhaft aus. Doch "Jackie" heiratete trotzdem. Schließlich hatte Onassis vor allem eines: Geld. (dradio.de 2008)
1023D: Mainzer Tage der Fernsehkritik
- Die Mainzer Tage der Fernsehkritik finden seit 1968 einmal jährlich auf dem ZDF-Gelände auf dem Lerchenberg in Mainz statt. Es handelt sich dabei um öffentliche und kritische Diskussionsrunden um aktuelle medienpolitische Fragen. Die Veranstaltungsreihe richtet sich vor allem an Journalisten, Autoren und Künstler sowie an Programmanbieter, Kritiker, Medienwissenschaftler Medienpolitiker und interessierte Dritte.
- Seit 1968 veranstaltet das ZDF jährlich ein öffentliches Forum der Medienkritik, um den Stellenwert und die gesellschaftliche Verantwortung des Mediums Fernsehen zu durchleuchten: von der Gemütlichkeit des öffentlich-rechtlichen Monopols über die neue private Konkurrenz bis hin zu den digitalen Herausforderungen des World Wide Web. Vor 40 Jahren fanden die ersten "Mainzer Tage der Fernsehkritik" statt. (dradio.de 2008)
1027D: Lise Meitner
- Lise Meitner (* 7. November 1878 in Wien als Elise Meitner; † 27. Oktober 1968 in Cambridge, Vereinigtes Königreich) war eine österreichische Kernphysikerin. Sie entstammte einer sowohl naturwissenschaftlich als auch musisch interessierten Familie des jüdischen Bürgertums. Nach dem Schulbesuch und der Matura studierte sie Physik, Mathematik und Philosophie unter anderem bei Ludwig Boltzmann und wurde 1906 als zweite Frau an der Wiener Universität im Hauptfach Physik bei Franz-Serafin Exner promoviert. 1907 ging sie zur weiteren wissenschaftlichen Ausbildung nach Berlin, wo sie vor allem Vorlesungen bei Max Planck hören wollte. Dort traf sie erstmals auf den jungen Chemiker Otto Hahn, mit dem sie die folgenden 30 Jahre wissenschaftlich produktiv zusammenarbeitete. Dem Duo Hahn–Meitner gelang 1917 unter anderem die Charakterisierung des chemischen Elements Protactinium. Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten blieb Meitner zunächst weitgehend unbehelligt, da sie österreichische Staatsbürgerin war. Dies änderte sich schlagartig nach dem Anschluss Österreichs im Jahr 1938 und sie musste ins Exil nach Schweden flüchten. Von dort aus lieferte sie im Februar 1939 zusammen mit ihrem ebenfalls emigrierten Neffen Otto Frisch die erste physikalisch-theoretische Erklärung der Kernspaltung, die Otto Hahn und Fritz Straßmann am 17. Dezember 1938 entdeckt und mit radiochemischen Methoden nachgewiesen hatten. (Artikel des Tages)
November
1107D: Beate Klarsfeld ohrfeigt Kanzler Kiesinger
- Mit Kurt Georg Kiesinger wurde ein ehemaliges NSDAP-Mitglied Kanzler der Bundesrepublik. Mit mehreren Aktionen machte die in Paris lebende Deutsche Beate Klarsfeld auf seine NS-Vergangenheit aufmerksam. Ihre spektakulärste Protestaktion war die Ohrfeige, die sie Kiesinger 1968 in Berlin verpasste. (dradio.de 2018)
1127D: RAG Aktiengesellschaft
- Ende 2018 schließen die letzten beiden Zechen in Deutschland. Dann gibt es keine heimische Förderung von Steinkohlen mehr. Damit endet ein rund 60 Jahre dauernder Abwärtsprozess von Förderleistung und Mitarbeiterzahl. (WDR ZeitZeichen 2018)
- Ende 2018 ist Schluss mit der Steinkohle in Deutschland. Doch schon vor 50 Jahren war klar: Steinkohlebergbau ist nicht für die Ewigkeit gedacht. Am 27. November 1968 wurde zur Abwicklung deshalb die Ruhrkohle AG gegründet. Eine Mission, die für den deutschen Steuerzahler am Ende extrem teuer werden dürfte. (dradio.de 2018)
Dezember
1203D: Hitparade
- Am 3. Dezember 1968 war waren die Beatles mit «Hey Jude» auf Platz 6 der Hitparade. Mary Hopkin stand mit dem von Paul McCartney produzierten Lied «Those Were The Days» auf Platz 4. Und auf Platz 1 stand Joe Cocker mit dem Beatles Klassiker «With A Little Help From My Friends». Es war sein erster ganz grosser Hit. Und mit diesem Song ging sein Stern auf, der auch heute noch leuchtet. Was aber machte «With A Little Help From My Friends» zum Klassiker? Warum gerade dieser Song? Wo lagen die Unterschiede zum Original der Beatles? Der Musikexperte Ralph Wicki weiss es. Zu hören in der Sendung. (DRS1 Bestseller auf dem Plattenteller)
1220D: John Steinbeck
- John Ernst Steinbeck (* 27. Februar 1902 in Salinas, Kalifornien; † 20. Dezember 1968 in New York City, New York) war ein US-amerikanischer Autor. Er schrieb zahlreiche Romane, Kurzgeschichten und Novellen, arbeitete zeitweilig auch als Journalist und war im Zweiten Weltkrieg 1943 als Kriegsberichterstatter tätig. Der sozialkritische Roman The Grapes of Wrath (Früchte des Zorns) wurde zunächst vielfach als klassenkämpferisch abgelehnt und in Kalifornien sogar zeitweise verboten. Dabei verstand sich Steinbeck nie im dogmatischen Sinne als Sozialist, obwohl er starke Sympathien für die politische Linke hegte. Trotz aller Anfeindungen brachte Früchte des Zorns seinem Autor 1940 den renommierten Pulitzer-Preis ein. John Steinbeck gehört zu den meistgelesenen amerikanischen Autoren des 20. Jahrhunderts, innerhalb wie außerhalb der USA. Kritik und Literaturwissenschaft beurteilten sein Werk jedoch eher distanziert. Die Verleihung des Nobelpreises im Jahr 1962 „für seine einmalige realistische und phantasievolle Erzählkunst, gekennzeichnet durch mitfühlenden Humor und sozialen Scharfsinn“, wie es in der Begründung hieß, stieß bei den meisten Literaturkritikern auf Unverständnis.
1221D: Apollo 8
- Apollo 8 war der zweite bemannte Raumflug des amerikanischen Apollo-Programms und der erste bemannte Flug zum Mond und damit zu einem anderen Himmelskörper. Die drei Astronauten Frank Borman, William Anders und James Lovell waren die ersten Menschen, die mit eigenen Augen die Rückseite des Mondes sahen. Apollo 8 startete am Morgen des 21. Dezember 1968 um 7:51:00 Ortszeit (EST), (12:51 UTC) vom Kennedy Space Center in Florida und erreichte drei Tage später, am 24. Dezember, die Mondumlaufbahn. Große Bekanntheit erlangte die Fernsehübertragung aus dem Mondorbit, während der die drei Astronauten die ersten Zeilen der biblischen Schöpfungsgeschichte als Weihnachtsbotschaft verlasen. (Artikel des Tages)
Lexikon
1968: Katalysator für die Frauenbewegung
- Der Globuskrawall in Zürich, die Vietcong-Fahne auf dem Münsterturm in Bern: Vor 50 Jahren überrollte die Revolte von 1968 auch die brave, kleine Schweiz. Strassenschlachten tobten, Frauen verbrannten ihre BHs, forderten gleiche Rechte. Die 68er-Bewegung gab der Frauenbewegung Aufwind. Inwiefern 68 die Emanzipation der Schweizerinnen beflügelte, darüber sprechen wir mit der Historikerin Elisabeth Joris. Sie hat die Frauengeschichte der Schweiz aufgearbeitet, ist Feministin und Zeitzeugin: 1966 kam Elisabeth Joris aus dem katholisch konservativen Wallis nach Zürich – quasi von der Klosterschule in die Revolte. (SRF Zeitblende 2018)
- Das Braess-Paradoxon ist eine Veranschaulichung der Tatsache, dass eine zusätzliche Handlungsoption unter der Annahme rationaler Einzelentscheidungen zu einer Verschlechterung der Situation für alle führen kann. Das Paradoxon wurde 1968 vom deutschen Mathematiker Dietrich Braess veröffentlicht. Braess’ originale Arbeit zeigt eine paradoxe Situation, in der der Bau einer zusätzlichen Straße (also einer Kapazitätserhöhung) dazu führt, dass sich bei gleich bleibendem Verkehrsaufkommen die Fahrtdauer für alle Autofahrer erhöht (d. h. die Kapazität des Netzes reduziert wird). Dabei wird von der Annahme ausgegangen, dass jeder Verkehrsteilnehmer seine Route so wählt, dass es für ihn keine andere Möglichkeit mit kürzerer Fahrtzeit gibt. Gelegentlich wird das Paradox auch bei Selfish-Routern diskutiert. Darüber hinaus ist das Braess-Paradoxon ein Beispiel dafür, dass die rationale Optimierung von Einzelinteressen im Zusammenhang mit einem öffentlich bereitgestellten Gut zu einem für jeden Einzelnen suboptimalen Zustand führen kann. (Artikel des Tages)
Essay Erkenntnis und Erinnerung (Habermas)
- Die Schrift Erkenntnis und Interesse ist ein 1968 erschienenes Werk von Jürgen Habermas. Seine grundlegende Intention ist die „Analyse des Zusammenhangs von Erkenntnis und Interesse“ und die Stützung der Behauptung, dass „radikale Erkenntniskritik nur als Gesellschaftstheorie möglich ist“ (Jürgen Habermas: Erkenntnis und Interesse. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1968, S. 9; danach alle folgenden eingeklammerten Seitenangaben; Hervorhebungen jeweils wie im Original). Den Anlass der Schrift bildete der sogenannte Positivismusstreit der deutschen Soziologie, der auf der Tübinger Arbeitstagung der Deutschen Gesellschaft für Soziologie mit den beiden Referaten von Theodor W. Adorno und Karl R. Popper im Oktober 1961 entflammte. Vorangegangen war der Schrift die gleichlautende Frankfurter Antrittsvorlesung, die Habermas 1965 hielt.
- Odo Marquard bezeichnete die Geschichte der Philosophie als Geschichte eines allmählichen Kompetenzverlusts: Zuletzt sei die Philosophie nur noch kompetent für das „Eingeständnis der eigenen Inkompetenz“. Wenn dem so ist, haben wir mit Erkenntnis und Interesse gleichsam die letzte Stellung der Philosophie in einem langen Rückzugsgefecht vor uns. Habermas geht dieses Rückzugsgefecht bemerkenswert offensiv an: Die Philosophie müsse eine Sonderrolle spielen, fordert er, nämlich quasi die eines Aufsichtsrats des unaufhaltsam expandierenden Unternehmens Wissenschaft; leugnenden Stimmen zum Trotz besitze sie doch eine Spezialkompetenz: die Fähigkeit, das emanzipatorische Interesse der Menschheit an Erkenntnis zu durchschauen. Eine um diese Einsicht bereicherte kritische Philosophie gelte es zu erschaffen. Nur sie könne den Schleier herrschaftslegitimierender Illusion zerreißen, die zweckrationalistische Verarmung des modernen Erkenntnisbegriffs rückgängig machen und so der Gesellschaft wieder auf den Weg zum Erwachsenwerden zurückhelfen. Ein ehrgeiziges Programm, das mit großem Ernst verfolgt wird. Wie dieses Programm umzusetzen ist, bleibt offen: Das Werk erschöpft sich in minutiösen philosophischen Analysen seiner Notwendigkeit. (getAbstract)
Klavier
- Das Horace Silver Quintett spielt "Song For My Father" (Empfehlung Clavio Video der Woche)
Oper "María de Buenos Aires" (Piazzolla)
- Eintrag im Klassikarchiv (classicalarchives.com)
- Der Argentinier Astor Piazzolla hat in verschiedensten Gattungen komponiert, u.a. Musik zu fast 50 Filmen. Er war aber vor allem eine zentrale Figur für die Entwicklung des Tangos in seiner Heimat. Er hat über 300 Tangos geschrieben und gilt als Vater des sogenannten Tango Nuevo. Ein ganz besonderes Werk hat er 1968 in Zusammenarbeit mit dem Dichter Oracio Ferrer entworfen: Maria de Buenos Aires, eine Art Tango-Oper mit gesungenen und gesprochenen Teilen sowie reinen Instrumentalnummern. Hauptfigur ist Maria, eine gefallene Jungfrau, die Tango singt und ihn sozusagen auch verkörpert: «Ich bin Maria Tango, Maria der Vorstadt, Maria der Nacht, Maria fatale Leidenschaft, Maria der Liebe zu Buenos Aires», singt sie. Von der Operita, wie Piazzolla sein Bühnenwerk nannte, entstand 1968 auch gleich eine Aufnahme, mit Piazzolla selbst am Bandoneon sowie Horacio Ferrer als Sprecher. Seither sind verschieden andere Einspielungen auf den Markt gekommen – fünf davon stehen sich in der Diskothek gegenüber. Gäste von Eva Oertle sind die Musikredaktorin Lislot Frei und der Bandoneon-Spieler Peter Gneist. (SRF Diskothek im Zwei 2017)
Roman "Der Monddiamant (Collins)"
- Mit dem Monddiamanten hat Wilkie Collins ein neues literarisches Genre, den Detektivroman, nicht nur miterfunden, sondern maßgeblich definiert. Oft wird ein Pionier von seinen Nachfolgern bald in den Schatten gestellt, und was ihm bleibt, ist der Anspruch auf Priorität. Nicht so im Fall von Wilkie Collins. Sein Monddiamant, die kunstvoll verworrene Geschichte um den mehrfachen Diebstahl eines geheimnisvollen Edelsteins, steht bis heute als idealtypisches Muster des Genres da. Damit soll nicht gesagt sein, dass es sich beim Monddiamanten um Hochliteratur, bei der Masse der von ihm beeinflussten Werke aber um Trivialliteratur handle. Collins schrieb von Anfang an mit Blick auf die Marktfähigkeit seiner Schöpfungen. Das Publikum des viktorianischen England wollte vor allem unterhalten werden, und so ist auch Der Monddiamant Entertainment, im besten Sinn. Etliche Merkmale großer Literatur sind ebenso vorhanden – Symbolik, Vielschichtigkeit, Gegenwartskritik, komplexe Figuren –, jedoch nicht bestimmend. Wer will, mag sich an einer tieferen Analyse versuchen. Und wer nicht, überlässt sich einfach dem spannenden Plot voller Intrigen, Humor und unerwarteter Wendungen. (getAbstract)
Vietnamkrieg
- Sie sprechen die gleiche Sprache und sind im gleichen Land aufgewachsen, doch den Polizeichef Saigons interessiert das nicht. Vor den Kameras der Welt erschießt er auf offener Straße einen gefesselten Nordvietnamesen. Als Rache für die militärische Offensive des kommunistischen Nordens. In dem kleinen asiatischen Land tobt ein barbarischer Bruderkrieg. Und mittendrin die USA. Mehr als 550.000 Soldaten sollen den Kommunismus in die Knie zwingen. Doch die Bilder der Kriegsgräuel bewirken einen Sinneswandel im Westen. Die Einsicht, dass dieser Krieg nicht zu gewinnen ist, kommt spät. Nach neun Jahren verlassen die USA als Verlierer das Schlachtfeld Vietnam. Erst 1994 hebt die gedemütigte Weltmacht die Wirtschafts-Sanktionen gegenüber dem Kriegsgegner von einst auf. Erst 1995 werden wieder diplomatische Beziehungen aufgenommen. (youtube.com: 100 Jahre)
- Yes ist eine britische Rockband aus dem Bereich Progressive/Artrock. Die Gruppe war vorwiegend in den 1970er-Jahren stilbildend für das Genre und übt noch heute großen Einfluss auf die Stilrichtung des Progressive Rocks aus. Die Geschichte von Yes ist von wiederholten Umbesetzungen und teilweise erheblichen Stiländerungen geprägt. Als kreativer und künstlerischer Höhepunkt der Band gelten die 1970er-Jahre, in denen einige der herausragenden Alben des Progressive Rock aufgenommen wurden, während der größte kommerzielle Erfolg 1983 gelang. Die ersten beiden Alben Yes (1969) und Time and a Word (1970) waren noch vom Beat und Psychedelic Rock im Stil von The Who, The Beatles oder Pink Floyd geprägt. Das betrifft vor allem Songs wie Sweet Dreams oder Time and a Word. Im Dezember 2016 wurde Yes mit der Aufnahme in die Rock and Roll Hall of Fame geehrt. (Artikel des Tages)
Quellen
Blaue Stichwörter verweisen stets direkt auf den entsprechenden Wikipedia-Artikel, daraus wird dann der Einleitungstext im ersten Abschnitt zitiert. Alle anderen Quellen sind am blauen Link am Schluss des jeweiligen Abschnitts erkennbar, daraus stammt dann auch der Text des Abschnitts.