1873
JANUAR
0130D: Reise um die Erde in 80 Tagen (Roman)
0128D: Degussa (Firma)
- In Frankfurt am Main wird die Deutsche Gold- und Silber-Scheideanstalt vormals Roessler AG (Degussa) gegründet.
APRIL
0418D: Justus von Liebig
- Justus Liebig, seit 1845 Freiherr von Liebig (* 12. Mai 1803 in Darmstadt; † 18. April 1873 in München), war ein deutscher Chemiker und Universitätsprofessor in Gießen und München. Justus Liebig wurde als Sohn eines Drogisten und Farbenhändlers in Darmstadt geboren. Durch Vermittlung seines Vaters begann Justus im Herbst 1819 ein Chemiestudium in Bonn bei Karl Wilhelm Gottlob Kastner, der sein Talent erkannte und ihn als Assistenten in seinem Labor beschäftigte. Im März 1822 nahm Liebig an Demonstrationen der freiheitlich gesinnten Studenten gegen die Obrigkeit teil. Infolgedessen wurde er von der Polizei gesucht und musste nach Hause fliehen. Bald trat er mit eigenen Arbeiten über Knallquecksilber hervor, wodurch der auch in Paris wirkende Naturforscher Alexander von Humboldt auf ihn aufmerksam wurde. Durch dessen Empfehlung an den hessischen Großherzog wurde der erst 21-jährige Liebig im Mai 1824 außerordentlicher Professor für Chemie und Pharmazie an der Ludwigs-Universität Gießen; ein Jahr später wurde er ordentlicher Professor. (Artikel des Tages)
0421D: Frankfurter Bierkrawall
- Bei der gewaltsamen Niederschlagung des durch eine Bierpreiserhöhung ausgelösten Frankfurter Bierkrawalls in Frankfurt am Main sterben 20 Menschen, 300 werden festgenommen.
- SRF Tageschronik 2022
MAI
0501D: Weltausstellung
- Die Wiener Weltausstellung fand vom 1. Mai bis zum 2. November 1873 in Wien statt. Sie war als fünfte Weltausstellung die erste im deutschsprachigen Raum. Sie sollte das gewachsene Selbstbewusstsein Österreichs nach den verlorenen Kriegen gegen Piemont/Frankreich (1859) und Preußen (1866) präsentieren. Das Projekt wurde sowohl von liberalen Politikern unter dem Wiener Bürgermeister Cajetan Felder, als auch von Vertretern der österreichischen Wirtschaft und Landwirtschaft unterstützt. Im offiziellen Programm wurde verlautbart, dass die internationale Ausstellung das Kulturleben der Gegenwart und das Gesamtgebiet der Volkswirtschaft darstellen und deren weiteren Fortschritt fördern soll.
0508D: John Stuart Mill
- John Stuart Mill (* 20. Mai 1806 in Pentonville; † 8. Mai 1873 in Avignon) war ein englischer Philosoph und Ökonom und einer der einflussreichsten liberalen Denker des 19. Jahrhunderts. Mills wirtschaftliche Werke zählen zu den Grundlagen der klassischen Nationalökonomie, und Mill selbst gilt als Vollender des klassischen Systems und zugleich als sozialer Reformer. Er ging davon aus, dass nach Erreichen des Wachstumsziels (ein Leben in Wohlstand für alle) eine Zeit des Stillstands kommen müsse. Das Streben nach Wachstum bezeichnete Mill als Sucht. Er war Anhänger des Utilitarismus, einer auf Jeremy Bentham und James Mill (John Stuart Mills Vater) zurückgehenden Ethik, die eine Handlung dann als sittlich und moralisch gut beurteilt, wenn diese nützlich ist. Mill selbst definiert hierfür, dass eine Sittlichkeit dann gegeben sei, wenn Handlungen die Tendenz haben, Glück zu befördern, während sie moralisch falsch seien, wenn sie zu Leiden führen. Ungewöhnlich für seine Zeit und wahrscheinlich beeinflusst durch seine spätere Frau Harriet Taylor Mill vertrat Mill auch feministische Ansichten. 1865 wurde er als Vertreter der Gesellschaft für das Frauenwahlrecht ins Parlament gewählt. (Artikel des Tages)
0531D: Schatz des Priamos
- Am 31. Mai entdeckte Heinrich Schliemann den sogenannten Schatz des Priamos. Der Fund war eine Sensation und machte ihn weltberühmt. In der deutschen Wissenschaft dagegen lächelte man über den nichtstudierten Laien-Archäologen. (dradio.de 2018)
JULI
0709D: Deutsches Münzgesetz
- Das am 9. Juli 1873 unterzeichnete Münzgesetz (RGBl. 1873, 233–240) wurde zur ersten Währungsunion im Deutschen Reich unter Kaiser Wilhelm I. verabschiedet. In ihm wurde die Abschaffung der Landeswährungen Taler, Kreuzer etc. festgelegt. Es führte zur Einführung der Reichsgoldwährung „Mark“ am 1. Januar 1876 (RGBl. 1875, 303).
- Jede politische Einigung wirft immer auch finanzpolitische Fragen auf. Wie im Deutschen Reich 1871. Dort ging es geldtechnisch drunter und drüber: Da gab es etwa Taler, Groschen, Gulden und Kreuzer. Ohne Taschenrechner eine wahre Umrechnungsqual! Erst am 9.7.1873 wurde die Mark eingeführt. (BR2 Kalenderblatt)
AUGUST
0802D: Bayreuth
- Auf dem "grünen Hügel" in Bayreuth wird Richtfest gefeiert (BR4 Was heute geschah)
0830D: Franz-Josef-Land
- Franz-Josef-Land ist eine Inselgruppe im Nordpolarmeer nördlich der großen Doppelinsel Nowaja Semlja und gehört zur Oblast Archangelsk in Russland. Das Kap Fligely bei 81° 51' n. Br. auf der Rudolf-Insel (Ostrow Rudolfa) ist der nördlichste Landpunkt Eurasiens. In einigen geographischen Abhandlungen sowie (u. a. englischsprachigen) Beiträgen wird Franz-Josef-Land zu Asien gezählt. Auf Franz-Josef-Land scheint vom 10. April bis 5. September die Sonne, die allerdings nie sehr hoch steigt (max. 25°). Die Zufahrt ist nur wenige Sommerwochen (und nicht in jedem Jahr) eisfrei und für Besucher praktisch nur auf einer der sporadisch durchgeführten Eisbrecher-Kreuzfahrten möglich. Landexpeditionen sind in der Regel nicht erlaubt, doch gibt es Ausnahmen wie für die Payer-Weyprecht-Gedächtnisexpedition 2005.
- Das Kaiser Franz Joseph Land! Am 30. August 1873 entdecken die Mitglieder der österreichisch-ungarischen Nordpol-Expedition die kargen Umrisse der Inseln im Polarmeer und benennen sie zu Ehren ihres Kaisers. Eine Entdeckungsfahrt, auf der die Entdecker zu Gefangenen ihrer Entdeckung werden. (BR2 Kalenderblatt)
OKTOBER
1022D: Dreikaiserabkommen
- Das Dreikaiserabkommen war ein Konsultativpakt zwischen den drei monarchisch regierten Staaten Russland, Österreich-Ungarn und dem Deutschen Reich. Es wurde am 22. Oktober 1873 im Schloss Schönbrunn in Wien von Kaiser Wilhelm I., Kaiser Franz Joseph I. und Zar Alexander II. unterzeichnet.
1026D: Sinfonie WAB 102 (Bruckner)
- Die Sinfonie Nr. 2 c-Moll (WAB 102) ist ein Werk von Anton Bruckner.
- Eintrag im Klassikarchiv (classicalarchives.com)
- Anton Bruckners 2. Sinfonie wird im großen Saal der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien uraufgeführt. (BR4 Was heute geschah)
1027D: Stacheldraht
NOVEMBER
1124D: Ferruccio Busoni
- Als siebenjähriger Wunderpianist gibt Ferruccio Busoni in Triest sein Debut. (BR4 Was heute geschah)
DEZEMBER
1220D: Die Lex Miquel-Lasker
- Die Lex Miquel-Lasker (oder auch nur Lex Lasker) ist ein verfassungsänderndes Reichsgesetz vom 20. Dezember 1873 (RGBl. S. 379). Durch die Änderung des Artikels 4, Nummer 13 der Reichsverfassung wurde die Gesetzgebungskompetenz des Reiches auf das gesamte bürgerliche Recht ausgeweitet. Es wurde von den nationalliberalen Abgeordneten Johannes von Miquel und Eduard Lasker durchgesetzt, nachdem ihre Anträge insgesamt vier Mal an Bundes- oder Reichstag gescheitert waren. Bis zur Lex Miquel-Lasker hatte der Reichstag im zivilrechtlichen Bereich lediglich die Gesetzgebungskompetenz für das Schuldrecht (Obligationenrecht); es bereitete so maßgeblich den Weg für die vereinheitlichende Gesetzgebung des Bürgerlichen Gesetzbuches (BGB).
LEXIKON
Der Geburtstag oder die Partikularisten (Busch)
- "Der Geburtstag oder die Partikularisten" ist eine Bildergeschichte des humoristischen Zeichners und Dichters Wilhelm Busch. Die Geschichte erschien 1873 im Bassermann Verlag.
- Als Gründerkrach bezeichnet man den Börsenkrach des Jahres 1873, wobei im Speziellen der Einbruch der Finanzmärkte gemeint ist. Dieser Börsenkrach gilt als Ende der Gründerzeit, und die nachfolgende Depressionsphase ist als Gründerkrise bekannt. Der Krise voraus gegangen war eine Überhitzung der Konjunktur, die von verschiedenen Faktoren begünstigt worden war – in Deutschland vor allem durch den gewonnenen Krieg gegen Frankreich 1870/71, die daraus erworbenen Reparationszahlungen Frankreichs und die Reichsgründung. Die Begriffe „Gründerzeit“, „Gründerkrach“ und „Gründerkrise“ werden insbesondere auf die Situation im Deutschen Reich und in Österreich-Ungarn angewendet, wobei 1873 aber weltweit Finanzmärkte einbrachen. Die Volkswirtschaften der industrialisierten Staaten gingen in eine Phase des verlangsamten Wachstums und der Deflation über, der bis in die 1890er Jahre anhielt. Von Wirtschaftstheoretikern der 1920er Jahre wurde dafür der Begriff „Große Depression“ geprägt.
- Das Künstlerhaus Kempten ist ein im Jahr 1873 errichtetes Gebäude und generationenübergreifender Szenetreffpunkt im Zentrum von Kempten im Allgäu. Das an der ersten ausgebauten Fußgängerzone Bayerisch-Schwabens gelegene Künstlerhaus ist ein Café, Restaurant, eine Kleinkunstbühne, Veranstaltungspunkt sowie kultureller Begegnungsort. Zuvor hatte das Haus International, ein Integrationsverein für ausländische Mitbürger, seinen Sitz in dem früheren Bank- und Wohngebäude. 2011 entstanden erneut Pläne, die Stadtvilla abzureißen, welche jedoch erfolglos blieben. Danach entstanden Konzepte zum Erhalt des Künstlerhauses. In dieser Phase zeigte unter anderem ein Sterne- und Fernsehkoch Interesse an dem maroden Gebäude mit einem Banktresor im zweigeschossigen Keller. Die heutige Fassade trägt das Künstlerhaus seit 1960. (Artikel des Tages)
- Die Straßenbahn Lissabon existiert seit dem 17. November 1873. Sie wurde zunächst als Pferdestraßenbahn eröffnet und wird seit 1901 elektrisch betrieben. Die auf einer Spurweite von 900 Millimetern fahrende Straßenbahn ist wegen ihres teilweise historischen Fahrzeugparks und der reizvollen Streckenführung mit steilen Abschnitten und engen Kurven durch die schmalen Gassen der Lissaboner Altstadt vor allem bei Touristen beliebt. Nach umfangreichen Stilllegungen Anfang der 1990er-Jahre hat das Netz derzeit noch eine Streckenlänge von 25 Kilometern, auf denen fünf Linien mit einer Gesamtlänge von 48 Kilometern verkehren. Das Verkehrsunternehmen Companhia Carris de Ferro de Lisboa, kurz Carris, betreibt die Straßenbahn der portugiesischen Hauptstadt. Die Gesellschaft befindet sich seit der Nelkenrevolution von 1974 im Besitz der Stadt und betreibt auch einen Großteil des städtischen Omnibusnetzes, den Aufzug Elevador de Santa Justa sowie drei Standseilbahnen.
I. Wiener Hochquellenwasserleitung
- Die I. Wiener Hochquellenwasserleitung ist ein Teil der Wiener Wasserversorgung und stellte die erste Versorgung der Stadt Wien mit einwandfreiem Trinkwasser dar. Nach vierjähriger Bauzeit wurde die 95 Kilometer lange Leitung am 24. Oktober 1873 eröffnet. Im Jahr 2007 lieferte sie rund 62 Millionen Kubikmeter Wasser pro Jahr, das entsprach 53 Prozent der Gesamtmenge. Mit mehreren Gemeinden, die von der Wasserleitung durchquert werden, bestehen Wasser-Abnahmeverträge. Gewonnen wird das Hochquellwasser aus Quellen im Rax- und Schneeberggebiet im südlichen Niederösterreich und der Steiermark. (Artikel des Tages)
QUELLEN
Blaue Stichwörter verweisen stets direkt auf den entsprechenden Wikipedia-Artikel, daraus wird dann der Einleitungstext im ersten Abschnitt zitiert. Alle anderen Quellen sind am blauen Link am Schluss des jeweiligen Abschnitts erkennbar, daraus stammt dann auch der Text des Abschnitts.
15.01.2009 Artikel eröffnet
24.03.2011 Grundstock erstellt