1810

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Version vom 1. Mai 2020, 19:36 Uhr von Rk (Diskussion | Beiträge) (0427D: Für Elise (Klavierstück))
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JANUAR

0106D: Vertrag von Paris

  • Im Vertrag von Paris beenden Frankreich und Schweden ihren Kriegszustand im Rahmen der Koalitionskriege. Schweden erhält Schwedisch-Pommern und die Insel Rügen, muss sich im Gegenzug aber an der gegen Großbritannien gerichteten Kontinentalsperre beteiligen.

FEBRUAR

0215D: Fletcher v. Peck

0220D: In Mantua wird der Freiheitskämpfer und Tiroler Nationalheld Andreas Hofer hingerichtet

  • Andreas Hofer wird durch Soldaten Napoleons hingerichtet; später wird er am 20. Februar jährlich als Nationalheld gefeiert - sowohl im österreichischen Bundesland Tirol als auch von der deutschsprachigen Bevölkerung Südtirols, das zu Italien gehört. (dradio.de 2010)

0224D: Der vierundzwanzigste Februar

  • Das Melodram Der vierundzwanzigste Februar von Zacharias Werner wird mit Pius Alexander Wolff und Amalie Wolff-Malcolmi in den Hauptrollen im Weimarer Hoftheater aufgeführt. Die Aufführung des ersten Schicksalsdramas wird von Johann Wolfgang von Goethe hoch gelobt.

0228D: Pariser Vertrag

  • Das Königreich Bayern tritt auf Druck Napoleon Bonapartes im Vertrag von Paris das südliche Tirol an das Königreich Italien ab und wird dafür mit umfangreichen anderen Gebietsgewinnen entschädigt.

MÄRZ

0317D: Das Käthchen von Heilbronn

  • Das Drama Das Käthchen von Heilbronn von Heinrich von Kleist wird am Theater an der Wien uraufgeführt und erreicht bald einen hohen Bekanntheitsgrad.
  • Es ist immer umstritten, das "Käthchen". Goethe nennt Heinrich von Kleists Stück ein "wunderbares Gemisch aus Sinn und Unsinn" und weigert sich, es in Weimar auf die Bühne zu bringen. Alfred Kerr schreibt in seiner Kritik über eine Max-Reinhardt-Inszenierung: "Es gibt Werke, die einen großen Ruf besitzen - aber wenn man sie in der Nähe sieht, geben sie nicht viel. Das Käthchen vollends ist ein fabelhaft schlechtes Drama". (WDR ZeitZeichen 2020)
  • Ein "großes historisches Ritterschauspiel" nennt Heinrich von Kleist sein Käthchen von Heilbronn, das im Theater an der Wien uraufgeführt wird. Das Käthchen wird zu Kleists erfolgreichstem Bühnenstück, denn es bedient die Lust am Schauerdrama ebenso wie an gewaltigen Ritterspektakeln und Märchenspielen. (dradio.de 2010)

0329D: Tiegeldruckpresse

  • Friedrich Koenig erhält ein Patent auf seine Tiegeldruckmaschine. Das Modell wird von ihm einige Monate später zur Schnellpresse weiterentwickelt.
  • Der deutsche Buchdrucker Johannes Friedrich Gottlob Koenig hat in England die erste Schnellpresse erfunden und damit den modernen Massendruck ermöglicht. Nun wird ihm sein erstes Patent auf eine sogenannte "Tiegeldruckmaschine" erteilt - der Beginn einer technischen Revolution. (dradio.de 2010)

APRIL

0426D: Belagerung von Ciudad Rodrigo

0427D: Für Elise (Klavierstück)

  • Ludwig van Beethoven widmet vermutlich einer seiner Klavierschülerinnen das Stück Für Elise..

MAI

0516D: Zur Farbenlehre (Goethe)

  • "Zur Farbenlehre" ist eine naturwissenschaftliche Schrift von Johann Wolfgang von Goethe, die am 18. Mai publiziert wurde.
  • Seit den alten Griechen haben die Philosophen und die Physiker darüber gestritten, was eigentlich Farben sind. Eine der eigenwilligsten Antworten gab ausgerechnet ein Dichter, nämlich Johann Wolfgang von Goethe in seinem naturwissenschaftlichen Lehrbuch "Zur Farbenlehre", das vor 200 Jahren erschien. (dradio.de)

0525D: in Argentinien wird die erste unabhängige Regierung gebildet

  • 2010 feiern verschiedene Länder Lateinamerikas ihre 200-jährige Unabhängigkeit. Doch die Jahrestage markieren meist nur den Beginn einer langen Reihe von Kämpfen um die nationale Souveränität. Das gilt auch für Argentinien, wo heute vor 200 Jahren in der Mai-Revolution der spanische Statthalter gestürzt wurde. (dradio.de)

JULI

0709D: Expeditionen zur Befreiung Oberperus

  • Bedingt durch das Scheitern der Versuche der Oberperuaner (heute Bolivien), aus eigener Kraft von Spanien unabhängig zu werden, halfen ihnen zwischen 1810 und 1816 die Patrioten von La Plata mit drei Expeditionen zur Befreiung Oberperus. Diese konnten jedoch trotz anfänglicher Erfolge alle ihr Ziel nicht dauerhaft erreichen.

0709D: Napoleon annektiert das Königreich Holland

  • Am 9. Juli 1810 annektierte der französische Kaiser Napoleon Bonaparte das Königreich Holland, das seit der Gründung 1806 von seinem Bruder Louis regiert worden war. Kaum hatte der den Thron bestiegen, verschlechterten sich die Beziehungen schlagartig. Denn Louis zeigte sich nicht bereit, die strikten Maßnahmen der Kontinentalsperre auf Holland zu übertragen, weil dies unweigerlich zum wirtschaftlichen Ruin des Landes geführt hätte. Die daraus resultierenden Konflikte endeten schließlich damit, dass Napoleon das Land dem französischen Imperium einverleibte. Zuvor hatte Louis sich fluchtartig ins Ausland abgesetzt. (dradio,de)

0717D: erste Reformsynagoge eingeweiht

  • Nicht selten sprechen liberale Juden einzelne Gebete in ihrer Landessprache anstatt auf Hebräisch. Auch streichen sie zuweilen aus dem Gebetbuch, was sie nicht mehr glauben können. Sie verwenden Musikinstrumente im Gottesdienst, während orthodoxe Juden das ablehnen. Vor 200 Jahren nahm die Bewegung in der Kleinstadt Seesen im Harz ihren Ausgang. (dradio.de)

AUGUST

0816D: Höchstes Organisations-Patent der Verfassung des Großherzogtums Frankfurt

  • Das "Höchste Organisations-Patent der Verfassung des Großherzogtums Frankfurt" war die Verfassung des Großherzogtums Frankfurt von 1810.

0823D: Seeschlacht von Grand Port

  • Die Seeschlacht von Grand Port am 23. und 24. August 1810 war eine wichtige Seeschlacht während des Mauritiusfeldzuges, wobei letztendlich die Eroberung von Mauritius durch die Briten nicht verhindert werden konnte.

SEPTEMBER

0924D: Napoleon lässt Madame de Staëls dreibändiges Werk "De l'Allemage" verbieten

  • "De l'Allemagne, Über Deutschland", heißt eines der bedeutendsten und umstrittensten Bücher des 19. Jahrhunderts. Seine Autorin, die Schriftstellerin Germaine de Stael, war eine einflussreiche, emanzipierte Frau und eine Gegnerin Napoleons. Der Kaiser rächte sich: am 24. September 1810 ließ er Erstausgabe und Manuskript des Buches beschlagnahmen und vernichten. (dradio.de)

0925D: Organon der Heilkunst (Hahnemann)

  • Das Organon der Heilkunst (lat.: organum Werkzeug) ist ein Werk Samuel Hahnemanns und das Grundlagenwerk der Homöopathie. Es erschien in insgesamt sechs Auflagen, von denen jede teilweise erhebliche Überarbeitungen aufwies. Schon für die erste Auflage hatte Hahnemann Fragmente aus seinen bisher veröffentlichten Schriften benutzt. Zur Vorbereitung der folgenden Auflagen nahm er jeweils ein Exemplar, ergänzte einige Sätze, strich andere und klebte Zettel mit gänzlich neuen Paragraphen ein. Dabei hatte er nie genügend Zeit am Stück, um ein Werk aus einem Guss zu schaffen. Daher hat das Organon in den späteren Auflagen eine Flickenteppich-Struktur. Innerhalb eines einzigen Satzes gibt es mitunter Teile, die zwanzig Jahre älter sind als der Rest und unterschiedliche, sich überlappende Entwicklungsstränge wiedergeben. Deswegen ist es möglich, dass sich heutige Anhänger mit unterschiedlichen Ansichten auf ein und dasselbe Werk Hahnemanns berufen. In Anbetracht des dogmatischen Grundtons der späteren Auflagen wird das „Organon“ oft als „Bibel der Homöopathie“ bezeichnet. Die fünfte Auflage ist unter anderem gekennzeichnet durch verschiedene Verbalinjurien Hahnemanns sowohl gegen andere Ärzte als auch gegen ihm nicht treu ergebene Homöopathen
  • In "Organon der rationellen Heilkunde" formulierte Samuel Hahnemann die Heilungsgrundsätze der Homöopathie, die schon zu seinen Lebzeiten umstritten waren. Gegner schreiben ihre Wirkung dem Placebo-Effekt zu, homöopathische Ärzte und Heilpraktiker halten sich jedoch noch heute an die Regeln Hahnemanns. (dradio.de)

0927D: Schlacht von Buçaco

  • In der Schlacht von Buçaco (oder Bussaco in der alten Schreibweise) am 27. September 1810 besiegte ein britisch-portugiesisches Heer unter Wellington eine französische Armee unter Marschall André Masséna, die gekommen war, um Portugal zu erobern.

OKTOBER

1017D: Oktoberfest

  • Das Oktoberfest in München (mundartlich auch Wiesn) ist eines der größten Volksfeste der Welt. Es findet seit 1810 auf der Theresienwiese in München statt und wird Jahr für Jahr von rund sechs Millionen Menschen besucht. Für das Oktoberfest brauen die Münchner Brauereien ein spezielles Bier (Wiesn Märzen) mit mehr Stammwürze und damit auch mit höherem Alkoholgehalt (rund 6–7 %).
  • Das Oktoberfest ist so selbstverständlich wie Ostern oder Weihnachten. Dennoch gab es immer wieder Pausen, die längste Pause zwischen 1939 und 1948. In den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg fand ein Herbstfest statt. Gegen Brot- und Fleischmarken gab es Dünnbier, Fischsemmeln und gebratene Würste. (dradio.de)

1019D: Jean-Georges Noverre

  • Jean-Georges Noverre (* 29. April 1727 in Paris; † 19. Oktober 1810 in Saint-Germain-en-Laye) war ein französischer Tänzer und Choreograf. Er gehört mit Gasparo Angiolini zu den bedeutendsten Tänzern und Choreografen des 18. Jahrhunderts. Noverre kämpfte im Geist der bürgerlichen Aufklärung gegen die Erstarrung und Prachtentfaltung des höfischen Ballets, gegen Reifröcke und Perücken, für Natürlichkeit und Humanismus im Tanz und für das dramatische Handlungsballet (zum Beispiel in Ballet d’action). Er war Lehrer bedeutender Ballettmeister, wie etwa von Charles LePicq (* 1744 oder 1749; † 1806). Noverre wirkte unter anderem 1744 bis 1747 in Berlin, von 1747 bis 1750 in Straßburg, von 1760 bis 1767 in Stuttgart und arbeitete von 1767 bis 1774 in Wien unter anderem mit Christoph Willibald Gluck zusammen. 1770/1771 choreografierte er die Tänze zu Antonio Salieris Don Chisciotte alle nozze di Gamace. In Paris steuerte Wolfgang Amadeus Mozart Musik zu Noverres Ballett Les petits riens (1778) bei. Noverres Briefe über die Tanzkunst (1760), die zum Teil von Gotthold Ephraim Lessing übersetzt wurden, gehören zu den bedeutendsten theoretischen Schriften über das Ballett. (Artikel des Tages)

LEXIKON

Für Elise

  • "Für Elise" ist eine Komposition von Ludwig van Beethoven aus dem Jahre 1810. Es handelt sich um das Klavierstück in a-Moll, WoO 59 (Werk ohne Opuszahl). Das Autograph trug laut Ludwig Nohl die Aufschrift: „Für Elise am 27 April zur Erinnerung von L. v. Bthvn,“, es ist seit 1867 verschollen. Die fehlende Jahreszahl lässt sich durch ein erhaltenes Skizzenblatt erschließen, auf dem Beethoven außer zu WoO 59 noch Skizzen zur 1810 entstandenen Egmont-Musik op. 84 notiert hat. Das kurze, rondoartige Stück gehört zu den bekanntesten und beliebtesten Werken Beethovens. Es hat die Form A–B–A–C–A.
  • Eintrag im Klassikarchiv (classicalarchives.com)

Gemäldegalerie

Konservendose

  • Konservendosen sind Dosen zum Aufbewahren und Konservieren von Lebensmitteln. Sie sind aus Blech (z. B. Weißblech oder verzinktem Stahl) gefertigt und werden nach dem Befüllen durch Verlöten oder Bördeln hermetisch verschlossen. Einmal geöffnet, lassen sie sich nicht wieder verschließen.

Novelle "Michael Kohlhaas" (Kleist)

  • Michael Kohlhaas ist eine Novelle von Heinrich von Kleist. Ein erstes Fragment erschien bereits in der Juniausgabe 1808 von Kleists Literaturzeitschrift Phöbus. In vollständiger Form wurde sie 1810 im ersten Band von Kleists Erzählungen veröffentlicht. Die Erzählung spielt in der Mitte des 16. Jahrhunderts und handelt vom Pferdehändler Michael Kohlhaas, der gegen ein Unrecht, das man ihm angetan hat, zur Selbstjustiz greift und dabei nach der Devise handelt: „Fiat iustitia, et pereat mundus“ (dt.: „Es soll Gerechtigkeit geschehen, und gehe auch die Welt daran zugrunde!“). Ernst Bloch nennt daher Michael Kohlhaas auch den „Don Quijote rigoroser bürgerlicher Moralität“. Historisches Vorbild der Figur war Hans Kohlhase.
  • Kleists Novelle Michael Kohlhaas erschien 1810 in einem Band, der noch weitere Erzählungen aus seiner Feder enthielt. Der Erfolg blieb anfangs vollkommen aus. Denn was in der Novelle erzählt wird, galt als äußerst subversiv: Ein einfacher Bürger, der von einem Adligen um zwei Pferde betrogen wird, stellt durch den Bruch der Gesetze das Recht wieder her. Der Dichter Clemens Brentano, ein Zeitgenosse Kleists, bezeichnete die Erzählung als eine schlimme Prophezeiung. Die Zeit war noch nicht reif für die Botschaft, um die es Kleist eigentlich ging: In dem Maße, wie Michael Kohlhaas die Verteidigung seines Rechts selbst in die Hand nimmt, verabsolutiert sich sein Rechtsgefühl, es kennt keine Hemmung und keine Selbstbeschränkung mehr. Die Folgen sind schrecklich. Statt nur seine Peiniger, die Obrigkeit, mit seinen Gewaltakten zu treffen, vergreift sich Kohlhaas, von seiner rasenden Wut blind gemacht, auch an unschuldigen Menschen. Zwar ist Kohlhaas tatsächlich Unrecht geschehen, doch die Unbedingtheit seines Rechtsgefühls führt ihrerseits zu Unrecht und Unmenschlichkeit. So kann man die Erzählung vom Michael Kohlhaas in der Tat als prophetisch ansehen für die Gewalt, die das ganze 20. Jahrhundert (und auch bereits den Beginn des 21.) heimsuchte, sei sie nun ideologischen, politischen oder religiösen Ursprungs. (getAbstract)

Schauspiel "Prinz Friedrich von Homburg" (Kleist)

  • Prinz Friedrich von Homburg ist ein 1809/1810 von Heinrich von Kleist verfasstes Drama, das erst nach dem Tod des Autors 1821 in Wien uraufgeführt werden konnte. Eine Aufführung zu Lebzeiten scheiterte, da Prinzessin Marianne von Preußen, eine geborene Hessen-Homburg (der Kleist das Werk mit Widmung überreichte), dadurch die Familienehre gekränkt sah.
  • Kleists letztes Stück, Prinz Friedrich von Homburg, ist seit jeher umstritten. Heinrich Heine sah es als „gleichsam vom Genius der Poesie selbst geschrieben“. Tieck nannte es ein „ächt vaterländisches Gedicht“, Hebbel „eine der eigentümlichsten Schöpfungen des deutschen Geistes“. Es war ein Lieblingsstück Wilhelms II., und die Nazis eröffneten damit 1934 die erste Reichs-Theaterwoche. Kein Zweifel, das Stück ist eine zutiefst reaktionäre Wiederbelebung preußischer Gründungsmythen zum Zweck der Kriegspropaganda – zumindest einerseits. Andererseits ist es ein sprachlich-kompositorisches Meisterwerk, dessen geschliffene Form in Kontrast zu einem dissonanten Inhalt steht. Womöglich verdankt der Homburg seinen Klassikerstatus ebendieser Widersprüchlichkeit. (getAbstract)

Über das Marionettentheater (Kleist)

  • Über das Marionettentheater ist der Titel eines Essays von Heinrich von Kleist, erstmals erschienen in den „Berliner Abendblättern“ in vier Folgen vom 12.–15. Dezember 1810. In exemplarischer Weise illustriert der Autor ein Grundthema: die Frage, wie Bewusstsein und Anmut das menschliche Verhalten beeinflussen. Kleists Aufsatz wurde auch als versteckte Satire auf das Berliner Theater unter August Wilhelm Iffland gedeutet. Die Literaturwissenschaftlerin Hanna Hellmann veröffentlichte die Schrift Über das Marionettentheater, die sich als wegweisend für das Verständnis von Kleists Philosophie des Lebens und der Kunst erwies.
  • An einen Freund schreibt der junge Kleist, „nichts Göttlicheres“ gebe es als die Kunst, und „nichts Leichteres zugleich; und doch, warum ist es so schwer?“. Der Freund, weiß Kleist, will es ihm gleichtun und sich der Kunst verschreiben. Allzu weit ist ihm Kleist auf diesem Weg im Jahr 1806 indes nicht voraus, die großen Werke liegen noch hinterm Horizont. Und doch hat er sein Lebensthema schon in den Händen: „Jede erste Bewegung, alles Unwillkürliche, ist schön; und schief und verschroben alles, sobald es sich selbst begreift. O der Verstand!“, belehrt er den Freund weiter. Das ist der Gedanke, der später im Aufsatz Über das Marionettentheater seine klassische Form finden wird. Es ist aber vor allem Selbstbelehrung, denn wie kaum ein anderer leidet Kleist unter dem eigenen Verstand, unter einem Bewusstsein, das wohl oft heller leuchtet, als seine Seele erträgt. Ironischerweise gelingt es ihm erst mit ebenjenem Aufsatz, den eigenen Rat zu beherzigen. Erst hier, wo er von der Leichtigkeit der Marionetten schreibt, die, an Fäden hängend, der Schwerkraft enthoben sind, erreicht auch er die Leichtigkeit – und das in einer Manier, die vermuten lässt, Kleist habe selbst nicht begriffen, wie um alles in der Welt es ihm gelungen ist. Erst hier, wo er in lauter Paradoxen eine Wahrheit darstellt, die wohl anders nicht darzustellen ist, schafft er es, sich über all das Widersprüchliche, Schiefe und Verschrobene in seinem Leben zum „Göttlichen“ der Kunst zu erheben. (getAbstract)

QUELLEN

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08.01.2009 Artikel eröffnet

31.08.2010 Grundstock erstellt

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