1958

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1955 | 1956 | 1957 | 1958 | 1959 | 1960 | 1961

Januar

0116D: Lüth-Urteil

  • Das „Lüth-Urteil“ des Bundesverfassungsgerichts (BVerfG) vom 15. Januar 1958 ist ein in der deutschen Rechtswissenschaft vielzitiertes Grundsatzurteil zur Grundrechtsdogmatik. Es beschäftigt sich mit dem Umfang des Grundrechts der Meinungsfreiheit und hebt dessen Bedeutung als „Grundlage jeder Freiheit überhaupt“ hervor. Zudem konstituiert es eine „objektive Wertordnung“ als konstitutiven Bestandteil der deutschen Verfassung.
  • Das Bundesverfassungsgericht fällte vor 50 Jahren ein bedeutendes Grundsatzurteil, das die Redefreiheit als "Grundlage jeder Freiheit überhaupt" ausdrücklich stärkte. Hintergrund war eine Klage des NS-Regisseurs Veit Harlan gegen einen Boykottaufruf des Journalisten Erich Lüth im Jahr 1950, die Lüth zum Anlass nahm, in Karlsruhe für seine Meinungsfreiheit zu kämpfen. Bis zum Urteil sollte es acht Jahre dauern. (dradio)

0123D: Bundestagsdebatte zur Deutschlandpolitik

  • Wachsender Wohlstand auf der einen Seite, muffiges gesellschaftliches Klima auf der anderen - so sind die 50er Jahre als Adenauer-Ära in die Geschichte der Bundesrepublik eingegangen. 1957 feierte Adenauer noch seinen größten Wahlsieg mit dem Slogan "Keine Experimente!". Ein Jahr später wurde die Gesellschaft streitlustiger - wie die Bundestagsdebatte vom 23. Januar 1958 zeigt. (dradio.de)

Februar

0203D: Benelux-Vertrag

  • Der Benelux-Vertrag (Benelux Economische Unie / Union Économique Benelux) wurde am 3. Februar 1958 von Belgien, den Niederlanden und Luxemburg unterzeichnet. Darin wurde die Errichtung einer Wirtschaftsunion vereinbart, die alle drei Länder umfassen sollte. Für die Dauer von 50 Jahren wurde gegenseitiger freier Austausch von Gütern, Arbeitskräften, Dienstleistungen und Kapital vereinbart. Der Staatsvertrag trat am 1. November 1960 in Kraft, damit gab es praktisch keine Handelsbeschränkungen mehr zwischen den drei Staaten.
  • Belgien, die Niederlande und Luxemburg gehören jeder für sich genommen nicht gerade zu den großen Ländern Europas. Zusammen kommen sie aber immerhin auf knapp 27 Millionen Einwohner und auch wirtschaftlich sind sie eine Macht, die man nicht ignorieren kann. Solche Überlegungen führten vor 50 Jahren zur Gründung von Benelux. (dradio.de)

0204D: Als Edmund Hillary den Wettlauf zum Südpol gewann

  • Nach Roald Amundsen und Robert Falcon Scott war er die Nummer drei am Südpol: Sir Edmund Hillary erreichte am 4. Januar 1958 sein Ziel in der Antarktis. Doch an Hillarys Erfolg entzündeten sich heftige Debatten. Denn dieser Ruhm hätte dem Briten Sir Vivian Fuchs zukommen sollen. (dradio.de 2018)

0214D: Arabische Föderation

  • Die Arabische Föderation von Irak und Jordanien, (kurz: Arabische Föderation; arabisch ‏الاتحاد العربي‎, DMG al-Ittiḥād al-ʿarabī) war ein Zusammenschluss der Königreiche Irak und Jordanien vom 14. Februar bis zum 2. August 1958. Obwohl sich der Staat offiziell Föderation nannte, war es de facto eine Konföderation.

0224D: Einheitliche Theorie der Elementarteilchen

  • Am 24. Februar 1958 stellte Werner Heisenberg in Göttingen eine Theorie vor, die großes Aufsehen erregte: Er war der Meinung, eine "Einheitliche Theorie der Elementarteilchen" entwickelt zu haben – bekannt geworden als Weltformel der Physik. Doch der Nobelpreisträger lag falsch. (dradio.de 2018)

März

0310D: Kampf dem Atomtod

  • Die Kampagne Kampf dem Atomtod war eine außerparlamentarische Widerstandsbewegung in Westdeutschland gegen die Ausrüstung der Bundeswehr mit Atomwaffen und deren Stationierung auf deutschem Boden. Sie entstand seit April 1957 und war bis August 1958, in einzelnen Gruppen auch bis Januar 1959 (Studentenkongress gegen Atomrüstung) aktiv.
  • Schweigemärsche, Fackelzüge und Kundgebungen - keine andere Protestbewegung hat in den Anfangsjahren der Bundesrepublik mehr Menschen mobilisieren können als die gegen die Atombewaffnung. Die Sorge, dass ein gefährliches Wettrüsten einsetzen könnte, hat vor 50 Jahren Hunderttausende auf die Straßen getrieben. (dradio.de)

0319D: Europäisches Parlament

  • Das Europäische Parlament ist das einzige direkt gewählte Organ der Europäischen Union. Am 19. März 1958 trafen sich Vertreter der europäischen Gemeinschaften in Straßburg zur konstituierenden Sitzung des Parlaments, das damals noch den Namen "Europäische parlamentarische Versammlung" trug. (dradio.de 2008)
  • Vom machtlosen Debattierclub zum debattierenden Machtzentrum: Das Europäische Parlament ist heute ein wichtiger Machtfaktor in der Politik der EU. Die erste konstituierende Sitzung fand vor 60 Jahren statt, damals noch unter dem Namen "Europäische parlamentarische Versammlung" - und ohne jegliche Befugnisse. (dradio.de 2018)

0324D: der Physiknobelpreisträger Werner Heisenberg stellt seine "Weltformel" vor

  • Am 24. Februar 1958 hielt Werner Heisenberg an der Universität Göttingen einen Vortrag, der legendär werden sollte. Er stellte seine "Einheitliche Theorie der Elementarteilchen" vor - eine Theorie mit dem Anspruch, das Verhalten der kleinsten Materiebausteine in einer einzigen Gleichung zu beschreiben. (dradio.de)

0327D: Nikita Chruschtschow wird Ministerpräsident der Sowjetunion

  • Kaum war Josef Stalin gestorben, begann hinter den Kreml-Mauern der Kampf um die Macht. Fünf Jahre später, 1958, hatte sich Nikita Chruschtschow gegen seine parteiinternen Konkurrenten durchgesetzt. Er wurde Ministerpräsident der Sowjetunion. (dradio.de)

0329D: Biedermann und die Brandstifter (Frisch)

  • "Biedermann und die Brandstifter" ist ein Drama des Schweizer Schriftstellers Max Frisch. Es handelt von einem Bürger namens Biedermann, der zwei Brandstifter in sein Haus aufnimmt, obwohl sie von Anfang an erkennen lassen, dass sie es anzünden werden. Der Untertitel lautet „Ein Lehrstück ohne Lehre“. Den Biedermann-Stoff griff Frisch in seinem Werk mehrfach auf. Eine erste Prosaskizze entstand 1948 unter dem Eindruck der Machtübernahme des Kommunismus in der Tschechoslowakei. Sie trug den Titel Burleske und wurde im Tagebuch 1946–1949 veröffentlicht. Später verarbeitete Frisch den Stoff als Hörspiel Herr Biedermann und die Brandstifter, das 1953 vom Bayerischen Rundfunk ausgestrahlt wurde, sowie als Theaterstück Biedermann und die Brandstifter, welches am 29. März 1958 im Schauspielhaus Zürich uraufgeführt wurde. Unzufrieden mit der Aufnahme des Stücks schloss Frisch ein Nachspiel an, das erstmals bei der deutschen Erstaufführung an den Städtischen Bühnen Frankfurt am 28. September 1958 aufgeführt wurde. Biedermann und die Brandstifter ist neben Andorra das bekannteste Drama Max Frischs. Es wurde seit seiner Uraufführung an zahlreichen Bühnen inszeniert sowie zum häufig behandelten Schulstoff im Deutschunterricht. Die Buchausgabe erreichte bereits 1982 eine Millionenauflage.
  • Am 29. März 1958 kam das Theaterstück "Biedermann und die Brandstifter" im Schauspielhaus Zürich zur Uraufführung. Ein Lehrstück ohne Lehre nannte Max Frisch sein Werk, in dem ungebetene Gäste auf dem Dachboden mit dem Feuer spielen. Schon einmal hatten die Brandstifter vor aller Welt mit dem Feuer gespielt - niemand wollte sie ernst nehmen, bis Europa brannte. (dradio.de)

April

0407D: Ostermarsch

  • Der Ostermarsch ist eine von pazifistischen oder antimilitaristischen Motiven getragene, in Form von Demonstrationen und Kundgebungen regelmäßig jährlich durchgeführte politische Ausdrucksform der Friedensbewegung. Ihre Ursprünge gehen auf britische Atomwaffengegner in den 1950er Jahren zurück. Zu Beginn der 1960er Jahre wurden die Ostermärsche auf Initiative von Konrad Tempel in der Bundesrepublik Deutschland eingeführt, neben anderen unterstützt von Helga Stolle und Andreas Buro. Nach Tempel wurde Buro 1964 zum Sprecher der Kampagne ernannt, Klaus Vack wurde Organisationssekretär (beide bis 1969). Ihren zweiten Aufschwung und Höhepunkt erfuhren die Ostermärsche von 1979 bis 1983 in der Bewegung gegen die Neutronenbombe und die Aufrüstung mit neuen Mittelstreckenraketen (NATO-Doppelbeschluss). Bis in die Gegenwart haben sich die Ostermärsche als alljährlich um die Osterfeiertage herum stattfindende Demonstrationsform der Friedensbewegung in Deutschland etabliert.
  • Der erste Ostermarsch von der Londoner City zur 80 Kilometer westlich gelegenen Rüstungsfabrik Aldermaston war wirklich ein Marsch und dauerte vier Tage. Beim Aufbruch am Karfreitag waren es ungefähr 700 Teilnehmer, bei der Schlusskundgebung am Ostermontag, dem 7. April 1958, bereits 10.000. Der Londoner Ostermarsch inspirierte die Anti-Atom-Bewegungen in vielen anderen Ländern. (dradio.de)

0417D: Expo 58

  • 1958 erschien den Menschen wie die ersehnte "Heile Welt". Krieg und Wiederaufbau lagen hinter ihnen, Eiserner Vorhang und Kuba-Krise noch vor ihnen. Wirtschaftswunder, Atomkraft und die neuesten Errungenschaften moderner Technik versprachen eine strahlende Zukunft. All das schlug sich nieder auf der größten Technikschau der Welt.
  • Die Expo 58 war die Weltausstellung, die vom 17. April bis 19. Oktober 1958 in der belgischen Hauptstadt Brüssel stattfand. Das offizielle Motto lautete „Technik im Dienste des Menschen. Fortschritt der Menschheit durch Fortschritt der Technik.“ Dazu passend wurden die beiden neuen Zukunftstechnologien Raumfahrt und Atomkraft erstmals einer breiten Öffentlichkeit vorgestellt. Es war die erste Weltausstellung nach Ende des Zweiten Weltkrieges. Vorrangig war die Ausstellung eine Leistungsschau der belgischen Industrie. [Geprägt wurde die Ausstellung durch die Rivalität der damaligen Westmächte mit dem Ostblock. Beide Seiten versuchten, die eigenen Staaten auf unterschiedlichen Ebenen als fortschrittlicher darzustellen. (dradio.de)

Mai

0509D: Vertigo – Aus dem Reich der Toten (Spielfilm)

  • Vertigo – Aus dem Reich der Toten (Originaltitel: Vertigo) ist ein US-amerikanischer Spielfilm von Alfred Hitchcock aus dem Jahr 1958 mit James Stewart und Kim Novak in den Hauptrollen. Das Drehbuch basiert auf dem Roman D’entre les morts (1954) von Pierre Boileau und Thomas Narcejac. Der pensionierte Polizist „Scottie“ Ferguson verliebt sich in eine selbstmordgefährdete Frau, kann jedoch ihren Tod nicht verhindern. Als er später einer jungen Frau begegnet, die der Toten bis aufs Haar gleicht, versucht er diese zum Ebenbild seiner verstorbenen Liebe umzuformen. Eine wesentliche Rolle kommt der Höhenangst der männlichen Hauptfigur zu. Um das Schwindelgefühl optisch umzusetzen, setzte Hitchcock erstmals den sogenannten Vertigo-Effekt ein. Während der Film bei seiner Uraufführung am 9. Mai 1958 von Kritik und Publikum zurückhaltend aufgenommen wurde, zählt er inzwischen zu den wichtigsten Arbeiten des Regisseurs. (Artikel des Tages)
  • Eintrag in der Filmdatenbank (imdb.com)

0513D: Putsch d’Alger

  • Als Putsch d’Alger wird ein am 13. Mai 1958 durchgeführter Staatsstreich des französischen Militärs in Algerien gegen die Regierung in Paris bezeichnet. Ergebnis des Putsches war die Rückkehr von Charles de Gaulle an die Macht sowie das Ende der Vierten Republik und der Anfang der Fünften Republik.
  • Am 13. Mai 1958 putschte die französische Armee in Algerien. In der Folge wurde in Frankreich die Vierte Republik durch die Fünfte Republik ersetzt. Charles de Gaulle stieg zum mächtigsten Politiker Frankreichs auf. Die Macht im französischen Staat konzentrierte sich seither im Amt des Staatspräsidenten und nicht mehr im Parlament. (dradio.de)

0529D: Der gute Gott von Manhattan (Bachmann)

  • Der gute Gott von Manhattan ist das letzte Hörspiel von Ingeborg Bachmann, das 1957 entstand und am 29. Mai 1958 im NDR Hamburg, BR München und im SWF Baden-Baden unter der Regie von Fritz Schröder-Jahn mit der Musik von Peter Zwetkoff gesendet wurde. Die Produktion wurde 1959 mit dem renommierten Hörspielpreis der Kriegsblinden ausgezeichnet. 1958 hatte der Text bei Piper in München im Druck vorgelegen. Ekstatische Liebe zwischen Mann und Frau wird von der kapitalistischen Gesellschaft in Manhattan nach der Intention von Ingeborg Bachmann mit dem Tode bestraft.
  • Als Sensation wurde das Auftauchen Ingeborg Bachmanns in der deutschen Literatur Anfang der 50er Jahre empfunden: Eine zurückhaltende, scheue Frau las ihre Gedichte vor. Realistisch und zugleich poetisch-melodiös war ihr Ton, von Abschied und Angst handelte der Inhalt - wie im vor 50 Jahren erstmals ausgestrahlten Hörspiel "Der gute Gott von Manhattan". (dradio.de)

Juni

0616D: der ehemalige ungarische Ministerpräsident Imre Nagy wird hingerichtet

  • Während des Ungarnaufstands stellt sich Ministerpräsident Imre Nagy hinter die Forderungen der protestierenden Menge: Er setzt sich für ein demokratisches Ungarn und den Austritt des Landes aus dem Warschauer Pakt ein. Doch sowjetische Panzerverbände schlugen den Aufstand blutig nieder. Nagy wurde zwei Jahre später, 1958, nach einem Schauprozess hingerichtet. (dradio.de)

Juli

0710D: Zehn Gebote der sozialistischen Moral und Ethik (Walter Ulbricht)

  • Die "Zehn Gebote der sozialistischen Moral und Ethik" (auch: 10 Gebote für den neuen sozialistischen Menschen) wurden von Walter Ulbricht, damals Generalsekretär der SED, auf dem fünften Parteitag der SED (10.–16. Juli 1958) verkündet. In formaler Anlehnung an die biblischen Zehn Gebote fassten sie die politischen Pflichten jedes DDR-Bürgers zusammen, wurden vom sechsten SED-Parteitag 1963 in das Parteiprogramm der SED aufgenommen und standen bis 1976 darin

0710D: die DDR will den Lebensstandard der BRD übertreffen

  • Auf dem 5. SED-Parteitag 1958 verhieß Walter Ulbricht den Delegierten das sozialistische Konsumparadies - nebst dem Planziel, die Bundesrepublik zu überholen. Die Partei propagierte dazu das Programm "Tausend kleine Dinge", denn genau daran mangelte es in DDR-Läden besonders: Büchsenöffner, Nähgarn oder Rasierklingen. (dradio.de)

0714D: General Kassem stürmt den Palast in Bagdad

  • Vor 50 Jahren wurde der Irak zur Republik: Umstürzler unter General Abd al-Karim Kassem stürmten den Königspalast in Bagdad und erschossen den noch jugendlichen König Faisal II. Doch fünf Jahre später wurde General Kassem selbst Opfer eines Militärputsches, und bis heute blieb der Irak von Krieg und Gewalt gezeichnet. (dradio.de)

0729D: National Aeronautics and Space Administration

  • Die National Aeronautics and Space Administration (kurz NASA) ist die zivile US-Bundesbehörde für Luft- und Raumfahrt. NASA wurde am 29. Juli gegründet. Der Hauptsitz der NASA befindet sich in Washington, D.C. (NASA Headquarters, 300 E Street SW).
  • Nach dem erfolgreichen Sputnikstart und der ersten bemannten Erdumrundung durch die Russen, schienen die Amerikaner den Wettstreit im Weltraum zu verlieren. Um im Technologiewettlauf des Kalten Krieges doch noch aufzuholen, schufen die USA eine zentrale Weltraumbehörde: Die National Aeronautics and Space Administration, NASA, wurde vor 50 Jahren gegründet. (dradio.de)

August

0829D: Großer Sprung nach vorn (China)

  • Großer Sprung nach vorn war der Name für eine von 1958 bis 1961 laufende Kampagne bestehend aus mehreren einzelnen Initiativen, die den zweiten Fünfjahresplan (1958–1962) der Volksrepublik China ablösen und übertreffen sollte. Mit Hilfe dieser Kampagne sollten die drei großen Unterschiede Land und Stadt, Kopf und Hand sowie Industrie und Landwirtschaft eingeebnet, der Rückstand zu den westlichen Industrieländern aufgeholt und die Übergangsperiode zum Kommunismus deutlich verkürzt werden. Die Kampagne des Großen Sprungs begann nach dem ersten Fünfjahresplan von 1953 bis 1957, sie sollte von 1958 bis 1963 laufen. 1961 wurde die Kampagne nach ihrem offensichtlichen Scheitern abgebrochen. Der „große Sprung nach vorn“ begann nach dem Ende der Hundert-Blumen-Bewegung und fiel in einen Zeitraum zunehmender politischer Spannungen zwischen China und der Sowjetunion. Er war die wesentliche Ursache für die schwerwiegende Hungersnot, die in China von 1959 bis 1961 herrschte. Es gab in diesen Jahren in China zwar schwere Überschwemmungen und Dürren, der entscheidende Grund der Hungersnot war jedoch eine wirtschaftliche Fehlsteuerung. Bedingt durch die Zwangskollektivierung der Landwirtschaft, die Zusatzbelastung der Bauern durch Arbeiten an Infrastruktur- und Industrialisierungsprojekten und einer Binnenmigration der Landbevölkerung in die Städte sanken die landwirtschaftlichen Erträge von 1959 bis 1961. Gleichzeitig wurden die vom Staat als Steuer und für den Export erwarteten Getreideabgaben stark herauf- und mit Zwangsmaßnahmen durchgesetzt. Die Zahl der Opfer dieser Hungersnot wird auf 15 bis 45 Millionen Menschen geschätzt. Damit handelt es sich um die größte Hungerkatastrophe in der Geschichte der Menschheit.
  • Die Kommunistische Partei Chinas wollte die Volksrepublik nach ihrer Gründung nicht nur in einen sozialistischen Staat, sondern auch in eine führende Industriemacht verwandeln. Dazu propagierte die Parteiführung 1958 den "Großen Sprung nach vorn": Das Zentralkomitee erklärte am 29. August des Jahres die Errichtung von Volkskommunen zur offiziellen Politik. Der "Große Sprung" sollte eines der opferreichsten Experimente in der Geschichte der Volksrepublik werden. (dradio.de)

September

0906D: Armin Hary läuft 1958 als erster Sprinter 100 Meter in 10,0 Sekunden

  • Der Supersprinter Armin Hary war ein Kämpfer und Sunnyboy. Er ließ sich nicht gängeln, schlug schon mal über die Stränge und rasselte deshalb immer wieder mit den Verbandsfunktionären aneinander. Noch heute, mit 71 Jahren, grollt der erste 10,0-Läufer der Weltgeschichte den Funktionären. Schon am 6. September hatten sie ihm den Fabelweltrekord über die 100 Meter verweigert. (dradio.de 2008)

0914D: Mahn- und Gedenkstätte Buchenwald eingeweiht

  • Schon unmittelbar nach der Befreiung der Häftlinge des Konzentrationslagers Buchenwald waren Pläne diskutiert worden, hier ein Mahnmal zu errichten. Am 14. September 1958 wurde es nach rund vierjähriger Bauzeit eingeweiht - zu einer Zeit, in der die SED nicht ohne Erfolg versuchte, das Bekenntnis zum Antifaschismus als Waffe im Kalten Krieg zu instrumentalisieren. (dradio.de 2008)

Oktober

1001D: Elvis Presley in Friedberg stationiert

  • Es war kein gewöhnlicher G.I., der heute vor 50 Jahren in Bremerhaven eintraf, um in Deutschland seinen Wehrdienst anzutreten: Radio, Zeitungen und Wochenschau hatten das Ereignis Wochen vorher angekündigt. Obwohl kaum Kontakt zur deutschen Bevölkerung bestand, blieb der 23-jährige amerikanische Rock-'n'-Roll-Star Elvis Presley die gesamten zwei Jahre seiner Militärzeit ein Thema für die deutsche Boulevardpresse. (dradio.de 2008)
  • Am 1. Oktober 1958 läuft die "USS Randall" mit einem weltberühmten Passagier in Bremerhaven ein. Die Fans geraten außer sich: Der Gefreite Elvis Presley betritt deutschen Boden, bezieht kurz darauf eine Stube in der Army-Kaserne in Friedberg, Hessen. In Uniform verwandelt sich der aufsässige Rebell Elvis zum fahnentreuen Staatsbürger. Noch Mitte der 50er Jahre schockte der Superstar das sittsame Amerika mit seinem rauhen Sex-Appeal. Und Hits wie "Heartbreak Hotel" oder "Jailhouse Rock" verhelfen dem Rock 'n' Roll zum Siegeszug um die Welt. Elvis verkauft mehr als 500 Millionen Schallplatten, dreht 33 Musikfilme. Nach maßlosen Fressorgien und exzessivem Pillenkonsum stirbt er am 16. August 1977 - mit nur 42 Jahren. Sein Tod macht ihn zur unsterblichen Legende: Noch heute sind Hunderttausende felsenfest davon überzeugt, dass Elvis in Wahrheit nach wie vor am Leben ist. (Quelle: www.phoenix.de) (youtube.com: 100 Jahre)

1008D: Herzschrittmacher

  • Ein Herzschrittmacher (HSM) oder Pacemaker (PM) (englisch „Schrittmacher“) ist ein in der Medizin verwendetes Gerät. Es dient der Behandlung von Patienten mit zu langsamen Herzschlägen (Bradykardie). Das Gerät stimuliert regelmäßig den Herzmuskel mit Hilfe von elektrischen Impulsen und regt diesen so zur Kontraktion an. Streng genommen sind auch die natürlichen Taktgeber des Herzens, der Sinusknoten und ggf. der Atrioventrikularknoten, „natürliche Herzschrittmacher“; der Ausdruck wird aber ganz überwiegend für die künstlichen benutzt.
  • Der erste Herzschrittmacher der Welt enthielt nur zwei Transistoren und eine kleine Batterie, die in einer leeren Schuhcrèmedose verstaut wurden. Längst nicht serienreif, wurde das Gerät am 8. Oktober 1958 einem Menschen implantiert - und rette ihm das Leben. (dradio.de 2008)

1026D: Die Pan American Airways startet den täglichen Transatlantikdienst

  • Als die Luftfahrt für viele begann, war das Publikum noch unbeschwert von Sorgen über schwindende Ressourcen und die Erwärmung der Erdatmosphäre, stattdessen genossen die Passagiere die Windeseile des neuen Verkehrsmittels, die Zuwendung des schmucken Bordpersonals und die Qualität des Essens. Als ideenreicher Pionier ganz vorn dabei: Die Fluggesellschaft Pan American World Airways, PanAm, die heute vor 50 Jahren den regelmäßigen transatlantischen Flugverkehr aufnahm. (dradio.de 2008)

1028D: Johannes XXIII.

  • Johannes XXIII. (* 25. November 1881 in Sotto il Monte; † 3. Juni 1963 in der Vatikanstadt) – bürgerlicher Name Angelo Giuseppe Roncalli – wurde am 28. Oktober 1958 als Nachfolger von Pius XII. zum Papst gewählt. Er wird auch der „Konzilspapst“ oder wegen seiner Bescheidenheit und Volksnähe im Volksmund il Papa buono („der gute Papst“) genannt. Er wurde am 3. September 2000 von Papst Johannes Paul II. selig gesprochen.
  • Drei Tage lang hatten oft Tausende von Menschen auf dem Petersplatz in Rom gewartet. Am Abend des dritten Wahltages, nach elf Wahlgängen, stieg aus dem Blechschornstein weißer Rauch in den erblassenden Abendhimmel. Nun wurde es zur Gewissheit: Die katholische Weltkirche hat ein neues Oberhaupt: Johannes XXIII. wurde vor 50 Jahren zum Papst gewählt - auch wenn ihm sämtliche Papstgewänder nicht passten. (dradio.de 2008)

November

1127D: die Sowjetunion kündigt den Viermächtestatus Berlins auf

  • Am 27. November überraschte der sowjetische Staats- und Parteichef Nikita Chruschtschow die Welt mit einer verblüffenden Forderung: Berlin sollte zur entmilitarisierten, freien Stadt erklärt werden und damit den bisherigen Viermächtestatus verlieren. Zwar traten die westalliierten Außenminister mit der Sowjetunion in Verhandlungen ein, doch sie endeten ergebnislos. (dradio.de 2008)

Dezember

1201D: Zentrale Stelle der Landesjustizverwaltungen zur Aufklärung nationalsozialistischer Verbrechen

  • Die Zentrale Stelle der Landesjustizverwaltungen zur Aufklärung nationalsozialistischer Verbrechen, im Allgemeinen Zentrale Stelle der Landesjustizverwaltungen, im Behördenverkehr auch (Ludwigsburger) Zentrale Stelle genannt, trägt Informationen für staatsanwaltschaftliche Vorermittlungen gegen NS-Verbrecher zusammen, treibt die staatsanwaltlichen Ermittlungen der Bundesländer voran und bündelt sie. Sie wurde durch eine Verwaltungsvereinbarung der Justizminister und -senatoren der Länder vom 6. November 1958 gegründet und nahm am 1. Dezember 1958 in Ludwigsburg ihre Arbeit auf. Die Zentrale Stelle selbst hatte keine autonomen staatsanwaltschaftlichen Ermittlungsbefugnisse und auch keine Weisungsbefugnis. Die von ihr aufgearbeiteten Fälle wurden zur Entscheidung über eine Anklage an die örtlich zuständige Staatsanwaltschaft abgegeben. Sie war eine bedeutende Institution der frühen Bundesrepublik bei der Bestrafung nationalsozialistischer Verbrechen. Erst mit ihrer Gründung begann eine systematische Verfolgung der Untaten. 1961 war die „Zentrale Stelle“ Vorbild für die „Zentrale Erfassungsstelle der Landesjustizverwaltungen“ in Salzgitter. Nicht verwechselt werden mit der „Zentralen Stelle“ sollte die bei der Staatsanwaltschaft Dortmund seit dem 1. Oktober 1961 eingerichtete „Zentralstelle im Lande Nordrhein-Westfalen für die Bearbeitung von Nationalsozialistischen Massenverbrechen“, bei der es sich um eine Schwerpunktstaatsanwaltschaft mit entsprechender Zuständigkeit für das Gebiet des Landes Nordrhein-Westfalen handelt.
  • Nicht nur das Gros der Bevölkerung, auch die Politik schloss im Nachkriegsdeutschland gern die Augen vor den Verbrechen der Hitler-Diktatur, an der viele beteiligt waren. Trotz des offenkundigen Unwillens wurde - wenn auch spät - eine "Zentrale Stelle zur Aufklärung nationalsozialistischer Verbrechen" in Ludwigsburg geschaffen, die heute noch arbeitet. (dradio.de 2008)

Lexikon

60 X Deutschland

  • Die Wirtschaft der DDR erlebt zum Ende des Jahrzehnts einen Aufwärtstrend. Sichtbarstes Zeichen ist die Abschaffung der Lebensmittelkarten. Die Flüchtlingszahlen sinken in der Folge deutlich. Der Aufschwung verleitet Walter Ulbricht auf dem V. Parteitag der SED zu der Prognose, die DDR werde die Bundesrepublik binnen fünf Jahren im Pro-Kopf-Verbrauch an Lebensmitteln und Konsumgütern übertreffen. Das Ziel erweist sich jedoch schon bald als nicht erreichbar. Der Kalte Krieg erreicht erneut einen Höhepunkt. Im September fordert Sowjetführer Chruschtschow die Westmächte ultimativ auf, West-Berlin binnen sechs Monaten zu verlassen. Er will das letzte „Schlupfloch“ für Flüchtlinge schließen. Die Alliierten bleiben jedoch hart und berufen sich auf den Viermächtestatus. Das Ultimatum verpufft ohne Folgen. In Westdeutschland wird die „Fresswelle“ zunehmend von der „Freizeitwelle“ abgelöst: Der Hula-Hoop-Reifen aus den USA avanciert zum Verkaufsschlager. Im Sommer rollen Isettas und Käfer über die Alpen nach Italien. Großes Aufsehen erregt Elvis Presley bei seiner Ankunft in Bremerhaven. Tausende weibliche Teenager begrüßen kreischend den „King“, der seinen Militärdienst in der hessischen Provinz ableistet. (bpb.de/mediathek)

Couven-Museum (Aachen)

  • Das Couven-Museum ist ein Museum der Stadt Aachen. Es zeigt auf drei Etagen bürgerliche Wohnkultur des 18. und frühen 19. Jahrhunderts ‎aus Aachen und Umgebung. Die Räume des Museums werden außerdem für wechselnde Ausstellungen genutzt. Der Name des Museums bezieht sich auf die Aachener Barockarchitekten Johann Joseph Couven († 12. September 1763) und Jakob Couven († 9. Oktober 1812). Das Museum wurde am 1. Juli 1929 im Haus Fey am Seilgraben gegründet, das im Zweiten Weltkrieg zerstört wurde. Am 10. Mai 1958 wurde das Museum im Haus Monheim am Hühnermarkt wiedereröffnet. Die Räume des Museums zeigen die Entwicklung der verschiedenen bürgerlichen Einrichtungsstile von Spätbarock und Rokoko (Régence und Louis-quinze) über Louis-seize, Directoire und Empire bis hin zum Biedermeier.

Fußballauswahl des FLN

  • Die Fußballauswahl des FLN war eine Mann­schaft, die im Auf­trag der algeri­schen Unab­hängigkeits­bewegung Front de Libération Nationale (FLN) Fußball­spiele aus­trug, um als „Bot­schafter der algeri­schen Nation“ die Selbständig­keit der französi­schen Kolonie zu propa­gieren und für inter­nationale Unter­stützung zu werben. Das Team bestritt während des Algerien­krieges zwischen 1958 und 1962 etwa 80 Begeg­nungen, wobei es sport­lich sehr erfolg­reich war. Es setzte sich aus Spielern zusammen, die größten­teils in der profes­sionellen Première Division des „Mutter­landes“ Frank­reich tätig waren. Ein Dutzend von ihnen reiste unter strenger Geheim­haltung auf Schleich­wegen nach Tunis und gab dort die Gründung der algeri­schen „Unabhängigkeitself“ bekannt, was am 15. April 1958 zu einem gewaltigen Echo in den franzö­sischen Medien führte. Nachdem Algerien 1962 die Unab­hängig­keit erlangt hatte, arbeiteten zahlreiche Sportler der auf rund 30 Mitglieder angewach­senen Gruppe als Spieler, Trainer oder Funktionäre im 1963 gegrün­deten algeri­schen Fußball­verband mit. (Artikel des Tages)

Hölderlin-Fragmente op. 61 (Britten)

  • Eintrag im Klassikarchiv (classicalarchives.com)
  • Die menschliche Stimme ist zeitlebens Benjamin Brittens wichtigste Inspirationsquelle – vor allem die Stimme seines Lebenspartners Peter Pears. Dessen Tenor vertraut er Lieder mit seinen innersten Empfindungen, Ängsten und Hoffnungen an. Auch die Hölderlin-Fragmente Op. 61 sind Peter Pears gewidmet; und das Paar Britten Pears hat sie in einer Radio-Sendung der BBC 1958 uraufgeführt. Sechs Gedichte von Friedrich Hölderlin hat Britten hier vertont; sie drehen sich um Nostalgie für die Jugend, um Schönheit und Heimat, und um den mittleren Lebensabschnitt, in dem Britten sich damals befand. Im Kompositionsprozess hat sich Britten tief in die Wortmusik Friedrich Hölderlins eingedacht und auch deren Dissonanzen vertont. Pendelt das lyrische Ich etwa zwischen Sehnsucht und Verzweiflung, dann werden Stimme und Klavierbegleitung asynchron geführt; geht es um die Heimat, dann schreibt Britten sanfte, lyrische Melodien. Fünf Aufnahmen dieses kleinen, intensiven Lieder-Zyklus diskutiert Jenny Berg mit der Sängerin Silke Gäng und mit dem Musikwissenschaftler Roman Brotbeck. (SRF Diskothek im Zwei 2017)

Hollywood Walk of Fame

  • Der Walk of Fame ist ein Gehweg in Los Angeles. Er erstreckt sich über 18 Blocks zu beiden Seiten des Hollywood Boulevard, von der Gower Street im Osten zur La Brea Avenue im Westen. Darüber hinaus verläuft der Walk of Fame noch drei Blocks in nordöstlicher Richtung entlang der Vine Street, beginnend am Sunset Boulevard im Süden, den Hollywood Boulevard querend bis hinauf zur Yucca Street. Auf diesen Abschnitten sind mit der Ehrung für Donald Sutherland am 26. Januar 2011 derzeit 2.430 Sterne eingelassen, mit denen Prominente geehrt werden, die eine wichtige Rolle vor allem in der amerikanischen Unterhaltungsindustrie spielten oder noch spielen.

Keeling-Kurve

  • Die Keeling-Kurve ist die graphische Darstellung des mittleren globalen Konzen­trations­verlaufs des Spuren­gases Kohlenstoff­dioxid (CO2) in der Erdatmosphäre seit dem Jahr 1958. Sie ist nach Charles David Keeling von der Scripps Institution of Oceanog­raphy benannt worden. Dieser konnte erstmals zeigen, dass die Konzen­tration des Treibhaus­gases durch Änderung der Landnutzung und der Verbrennung fossiler Brenn­stoffe ansteigt. Die Kurve zeigt einen charakteristischen, schwankenden Jahresverlauf, da die Konzentration in der Luft im Frühjahr ab- und im Herbst zunimmt. Die Keeling-Kurve hat in der Wissenschafts­geschichte der globalen Erwärmung einen großen Stellenwert, da sie als wichtiger Beleg für die – damals nur als Theorie formulierte – menschlich verursachte globale Erwärmung galt. Aus den Messdaten wie auch dem Kurven­verlauf konnten bedeutende wissen­schaftliche Erkenntnisse gewonnen werden. (Artikel des Tages)

Roman "Das Versprechen" (Dürrenmatt)

  • Das Versprechen (1958) ist ein Kriminalroman des Schweizer Autors Friedrich Dürrenmatt, der aus seiner Drehbuchvorlage zum Film Es geschah am hellichten Tag entstand. Dürrenmatt war mit dem Film und seinem Ende zwar zufrieden, aber nicht begeistert; auch stammte der Filmtitel nicht von ihm, seine Vorschläge waren abgelehnt worden. Er wollte jedoch die Geschichte jenseits ihrer pädagogischen Funktion weiterdenken: Während der Fokus im Film auf dem Verbrechen lag, liegt er in der Erzählung nun auf dem Kommissär. Aus diesem Grund schrieb er auf der Grundlage seines eigenen Filmskripts den Roman Das Versprechen, den er im Untertitel als Requiem auf den Kriminalroman bezeichnete, da in und mit ihm die gängigen Regeln eines Krimis zur Diskussion gestellt werden. Während der menschlich-engagierte Kommissär Matthäi im Film mit seinen Ermittlungen Erfolg hat, scheitert er im Roman letztlich an einem dummen Zufall. (Artikel des Tages)

s'Träumli (Boss Buebe)

  • Audioclip (youtube.com)
  • Dieses herrlich nostalgische Stück rührt mich immer wieder an; vielleicht liegt's daran, dass es in meinem Geburtsjahr aufgenommen worden ist...? (Rk)

Schauspiel "Der gute Gott von Manhattan" (Bachmann)

  • Wenn es nach dem guten Gott von Manhattan geht, gibt es zwei Arten von Liebe: eine gesellschaftlich genormte, ruhige Form der Kameradschaft und eine ungesunde, alles verzehrende, romantische Liebe, die schon unzählige Liebende dahingerafft hat, darunter berühmte Figuren wie Romeo und Julia. Deshalb sieht er es als seine Aufgabe an, die von romantischer Liebe Befallenen kurzerhand in die Luft zu sprengen. Ingeborg Bachmann spielt in ihrem Hörspiel mit literarischen Bezügen und stellt die dramatischste Form der romantischen Liebe in ein manchmal ironisches, manchmal melancholisches Licht. Sollen wir vermeiden, uns so sehr zu verlieben, dass wir uns selbst vergessen? Oder ist dies vielleicht die einzig erstrebenswerte Form der Liebe? Wie wird Jan, der Überlebende, das Erlebte rückblickend bewerten? Wird der gute Gott wegen Mordes belangt? All diese Fragen bleiben offen. Diese Zwiespältigkeit, die auch Ingeborg Bachmanns Leben wie ein roter Faden durchzog, macht den Reiz des Hörspiels und seine ungebrochene Faszination aus. Fragen zu den gesellschaftskritischen Implikationen und der ästhetischen Gestaltung des Hörspiels werden noch heute rege diskutiert. In geschriebener und gespielter Form zählt Der gute Gott von Manhattan zu den eindrucksvollsten Stücken deutscher Literatur im 20. Jahrhundert. (getAbstract)

Strukturale Antropologie (Lévi-Strauss)

  • „Wir Barbaren“, titelte Die Zeit 2008 zu Claude Lévi-Strauss’ 100. Geburtstag. Gemeint war damit eine mörderische Stammeskultur, deren Zerstörungswahn in der Geschichte der Menschheit ohne Beispiel ist: die westliche Zivilisation. 1958, zu einer Zeit, da die vermeintlich primitiven Völker bestenfalls als lebende Fossilien belächelt und schlimmstenfalls systematisch ausgerottet wurden, stellte der französische Strukturalist in seinem programmatischen Werk Strukturale Anthropologie indirekt die Frage: Wer sind die wahren Wilden? Er hatte im südbrasilianischen Urwald in den 1930er-Jahren Eingeborene getroffen, die ihrer Umwelt mit intellektueller Neugierde begegneten und versuchten, sie mit Sinn zu erfüllen; ihre komplexen Mythen und Riten erschienen ihm kaum minderwertiger als die politischen Ideologien der westlichen Barbaren. Damals war das eine Provokation. Obwohl der Strukturalismus im postmodernen Getöse seiner Nachfolger an Schärfe und Gewicht verloren hat, lohnt es sich, die Theorien seines Pioniers nicht in Vergessenheit geraten zu lassen. (getAbstract 2017)

Vita activa oder Vom tätigen Leben (Arendt)

  • Vita activa oder Vom tätigen Leben ist das philosophische Hauptwerk der Gelehrten Hannah Arendt. Die auf Vorlesungen beruhende Arbeit wurde zunächst 1958 in den USA unter dem Titel The Human Condition veröffentlicht. Die deutsche Fassung erschien 1960, von ihr selbst übersetzt. Vor dem Hintergrund der Geschichte politischer Freiheit und selbstverantwortlicher aktiver Mitwirkung der Bürger am öffentlichen Leben in den USA entwickelte Arendt darin eine Theorie des politischen Handelns.
  • Was tun wir eigentlich, wenn wir tätig sind? Wie kommt es, dass Arbeit – in der Antike noch verachtet und bevorzugt Sklaven überlassen – in unserer modernen Gesellschaft zur höchsten Tätigkeit aufsteigen konnte? Das sind die Fragen, die im Mittelpunkt von Hannah Arendts 1958 erschienenem Buch Vita activa oder Vom tätigen Leben stehen. Arendt kritisiert die neuzeitliche Tendenz, Arbeit zu verherrlichen, politisches Handeln dagegen als sinnlos und überflüssig zu betrachten. Die Konsequenz einer solchen Haltung ist, dass der Mensch nicht mehr in seiner Welt beheimatet ist, der technischen Entwicklung nicht folgen kann und sich willenlos in den ewigen Kreislauf von Arbeiten und Konsumieren einfügt. Doch Arendt zeichnet die Situation nicht als ausweglos. Im gemeinsamen, öffentlichen Handeln erkennt sie die Chance des Menschen, seine Entfremdung von der Welt zu überwinden. Statt sich in private Hobbys oder Konsum zu flüchten, müsse er politisch aktiv werden und immer wieder einen Neuanfang setzen. Mitunter wirkt das Buch wie elitäre Kulturkritik. Doch Arendts scharfe Analyse der „Jobholdergesellschaft“, in der das Individuum funktionieren muss, um sich zu erhalten, ist bis heute hochaktuell. (getAbstract)

Quellen

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